Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
Wir hoffen euch gefällt die Seite und freuen uns über ganz viele Kommentare und Grüße aus der Heimat. Also seid fleißig :)

Donnerstag, 25. November 2010

Harry Butter und die Schweinchenfarm








Es sind nun schon 10 Tage vergangen seit wir New Plymouth verlassen haben und in dieser Zeit haben wir neue Gasteltern bekommen, die uns herzlich in ihren Alltag integrierten.
Nach etlichen neuen Anfragen per E-Mail sagte uns eine Familie aus Manakau zu, welche nur eine Stunde Fahrt nördlich von Wellington entfernt ist. Also machten wir uns auf den Weg und trafen am Nachmittag um 16 Uhr in das Reich von Gary und Emily Williams ein. Gleich am Anfang begrüßte uns ein grunzendes Schwein am Wegesrand und musterte uns neugierig bis zur Tür. Dort klopften wir etwas aufgeregt an und ein älterer Herr mit Krausebart, den er offensichtlich vom Weihnachtsmann geklaut hat, empfing uns freundlich. Im Hintergrund saß seine Frau, mit einer niedlichen Katze auf dem Schoss, und mit zwei Freunden am Tisch und amüsierte sich prächtig im Gespräch. Na das scheint ja eine gesellige Runde zu sein. Sofort wurden wir vorgestellt und standen dann am Tisch und warteten auf eine Einweisung oder ähnliches. Unsere Gasteltern und deren zwei Freunde verließen jedoch das Haus und gingen zu ihren Autos um sich weiter zu unterhalten und sich später zu verabschieden. In der Zeit standen Tom und ich nach wie vor am Tisch wie bestellt und nicht abgeholt. Wir hatten noch immer unsere Jacken an und tauschten verwirrte Blicke aus. Hmm.. und nun? Wie angewurzelt standen wir weiterhin auf unseren Plätzen und untersuchten das Haus mit den Augen. Es sah recht ordentlich und sauber aus, auch wenn vereinzelt einige Staubflusen im Wind tanzten. Es roch angenehm nach frischem Brot und die Einrichtung war relativ alt, aber sehr geschmackvoll. Unzählige Bücher waren in den Wandregalen ungeordnet platziert worden und komplettierten das stilvoll mit Holz verkleidete Ambiente. Wir waren uns beide einig, dass das eine schöne Unterkunft für die nächsten Tage war.
Nach einigen Minuten, in den wir uns intensiv um die Katze kümmerten, kamen unsere Gasteltern auch wieder und uns wurde das Haus mit dem Grundstück gezeigt. Es hatte etwas von einem kleinen Bauernhof mit Streichelzoo, da neben an im Gehege fünf kleine Ferkelchen glücklich umher quiekten und zwischen den Gänsen und Hühnern rumtollten. Nicht unweit davon gab es einen Gemüsegarten und ein Blumenbeet. Wir wussten sofort, dass das Essen hier wieder gut sein musste. Dies wurde dann beim Abendbrot mit frischen Salat (der Blüten enthielt – total komisch, aber schmackhaft) und leckerem Gemüse bestätigt. Auch unser Schlafgemach war gemütlich und wir genossen den Luxus von einem eigenen Badezimmer.

Am nächsten Tag fing dann unsere Arbeit an und diese war nicht verachtenswert, denn wir sollten Heu herstellen. Na klingt ja erstmal nicht anstrengend. Gras mähen, bisschen in der Sonne trocknen lassen und nach zwei Tagen trocken lagern – kein Ding, wo steht der Rasenmäher? Und da war das Problem: Wozu eine laute und umweltunfreundliche Maschine nehmen, wenn man auch eine Sense benutzen kann? Also machte uns Gary mit dem altertümlichen Werkzeug vertraut und zeigte uns eine Fußballfeldgroße Fläche, welche nur darauf wartete bearbeitet zu werden. Es benötigt viel Kraft und Geschick, die Sense kontinuierlich im gleichen Winkel mit der gleichen Geschwindigkeit Millimeterweise durch das kniehohe Gras zu jagen. Nach 5 Minuten hat man dann auch einen ganzen Meter geschafft und fühlt sich, als wäre man einen Marathon gerannt. Doch das war noch nicht alles, denn das Gras lag jetzt leblos aufeinander gestapelt am Rand. Damit daraus jetzt Heu wird, muss es sorgfältig und gleichmäßig in der Sonne mit einer Heugabel verteilt werden. Ebenfalls unsere Aufgabe. So ging Gary wieder zum Haus zurück und ließ uns mit dem Feld alleine. Während Tom also das Gras senste, verteilte ich es zum trocknen. Irgendwann waren dann drei Stunden vorbei, aber das Feld lange noch nicht fertig, dafür aber wir umso mehr. Gary holte uns für eine kleine Teepause ab und lobte unsere Arbeit.

Im Gespräch erfuhren wir dann, dass er ein Umweltingenieur ist und viel Wert auf biologisches Essen und nachhaltige Energieversorgung legt, weshalb das ganze Haus auch nach Norden zur Sonne ausgerichtet ist. Zudem findet man viele Solarplatten, Wärmepumpen und sogar eine kleine Windkraftanlage auf dem Grundstück. Trinkwasser kommt aus der eigenen Gebirgsquelle und Waschwasser aus der Regenrinne, das Korn für das selbst gemachte Brot ist vom eigenen Feld und die Eier liefern die eigenen Hühner und Gänse. Auch der Honig wird von den eigenen Bienen produziert. Die Butter und Milch stammt von einer Farm von ein paar Freunden, sowie das Fleisch. Es ist also alles zu 100% Bio, weshalb es auch keinen Mülleimer, sondern Schweine und einen Komposthaufen gibt. Man kann also sagen, dass wir wie im 21. Jahrhundert leben, aber wie im 19. Jahrhundert arbeiten ohne zeitsparende Maschinen und unökologischen Supermärkten.
Aber es macht Spaß und wir lernen sehr viel über gesundes Essen und wie man einen Garten anlegt und pflegt, somit beschlossen wir hier wieder um die zwei Wochen zu bleiben, bevor es weiter in die Hauptstadt geht.

In der Zeit bauten wir u. a. einen Erdofen aus Lehm bei einem Freund von Gary und weihten diesen zwei Tage später bei einer Geburtstagsparty ein. Es kamen um die 50 Gäste, die alle den Gastgeber persönlich kannten und feierten fröhlich im Garten mit der eigenen Band und viel Pizza aus dem Ofen und unter ihnen standen wir zwei Deutschen, die sich etwas fehl am Platz fühlten. Gebackene Bohnen mit Soße wurden auf die Pizzen gepackt und auf der eigenen Bühne standen Frauen, die ein Hautfarbenes Ganzkörperkondom trugen, welches mit Zeitung ausgestopft war. Irgendwie seltsam diese Kiwis, aber sehr freundlich und offen, weshalb wir eigentlich keinerlei Probleme hatten Kontakte zu knüpfen.

Zwei Tage später stand Toms 20igster Geburtstag vor der Tür und zur Feier des Tages mussten wir nicht arbeiten, da wir schon an einigen Tagen davor die Stunden für den Geburtstag abgearbeitet hatten. Wir beschlossen die Festlichkeit im Örtchen Levin und am Strand zu feiern. So gab es erst „Horky Porky“, die berühmteste Eissorte in Neuseeland welche kleine Karamellstückchen beinhaltet, und anschließend einen werbelosen Kinobesuch (welch Luxus, der Film fängt sofort an, aber dafür gibt es kein Popcorn), um Harry Potter bei seiner Suche nach den Heiligtümern des Todes zu unterstützen. Dann ging es mitsamt einer Bananencremetorte zum menschenleeren Strand, wo wir uns die Torte mit Joggen erst verdienen mussten. Abgerundet wurde der Tag mit unserem ersten Badespaß in der kühlen Tasmanischen See bei einem Wolkenklaren Blick Richtung Westen, wo man am Horizont mit viel Fantasie Australien erahnen konnte. Hier am weit gezogenen Sandstrand genossen wir die Nachmittagssonne und das Rauschen der schimmernden Wellen und ließen den freien Tag ausklingen.

Der nächste Tag begann wieder mit Arbeit und wir mussten das geschnittene Heu drehen, damit auch die andere Seite trocknen kann. Dann kamen zwei Freunde von Gary zu Besuch, u. a. der bei dem wir den Geburtstag mit dem Erdofen gefeiert hatten und brachte Kuchen mit, da Gary, Tom und er im kurzen Abstand Geburtstag hatten und der des anderen Freundes kurz bevor stand. So wurde ein „Happy Birthday to us“ angestimmt und gemeinsam die Kerze ausgepustet, da es ja bekanntlich Tradition in Deutschland ist. In Neuseeland wird hingegen das Anschneiden des Kuchens vom Geburtstagkind besonders gewürdigt und mit Applaus begleitet, also schneideten alle vier Männer den Bananenkuchen (ja welch Abwechslung) an und dazu gab es kleines Zimtgebäck und Butter. Die Butter steht eigentlich bei jeder Mahlzeit mit auf dem Tisch, vor allem aber beim Morning Tea (nichts anderes als Kaffee und Kuchen in Deutschland, nur nicht am Nachmittag sondern am Vormittag und ohne Kaffee, dafür aber mit Tee – allgemein trinken die Neuseeländer so gut wie keinen Kaffee und eigentlich nur Tee, also recht britisch), da alle Törtchen, Muffins und Kekse erst halbiert werden und dann jede Hälfte mit reichlich Butter eingeschmiert wird, damit sich das Verspeisen auch wirklich lohnt. Sogar wenn man irgendwo fertiges Gebäck kauft, gibt es meistens eine kleine Packung Butter dazu.
Nach der kurzen Butterpause ging es wieder an die Arbeit und nach wenigen Stunden war der letzte Handgriff in dieser Gastfamilie getan, da am nächsten Tag schon die Nächste auf uns in Wellington wartet und wir den halben Dezember dort verbringen werden, um noch mal genügend Geld für den einmonatigen Trip auf der Südinsel zu sparen, damit wir uns ein schönes Festmahl zu Weihnachten leisten können. Jedoch will die Weihnachtsstimmung nicht recht aufkommen, auch wenn schon Weihnachtslieder im Radio auf und ab gespielt werden, überall besondere Weihnachtsangebote in den mit Christkugeln beschmückten Schaufenstern hängen und Tannenbäume an jeder Ecke verkauft werden. Doch die 24°C im Schatten, die immer länger werdenden Tage und der nicht vorhandene Weihnachtseinkaufsstress ersticken jegliche Weihnachtsstimmung im Keim. So sehe ich uns schon mit einem Einweggrill am Strand sitzen und Ananasscheiben brutzeln. Auch der bereits gekaufte Adventskalender lässt keine feierliche Stimmung aufkommen. Aber noch ist ja ein Monat Zeit und vielleicht ändert sich das ja bis dahin.

Wir sind gespannt, ihr hoffentlich auch.
Bis bald, Tom und Jane

Freitag, 12. November 2010

Tiersafari



















Nun folgt Teil zwei unserer Expedition zur neuen Gastfamilie.
Den Ruhetag nach dem Halbmarathon nutzten wir also um in aller Ruhe und Gemütlichkeit wieder in den Norden nach Waitomo zu fahren. Übersetzt heißt der Ort Wasser (Wai) und Höhle (Tomo) und das beschreibt auch ziemlich genau was man dort vorfindet. Wir fuhren also in eine Gegend mit mehr als 300 Kalksteinhöhlen die durch unterirdische Flüsse gebildet wurden. Hier entschlossen wir einige Tage zu bleiben und die verschiedenen Höhlensysteme gründlich zu erforschen. Dabei erschien uns die „Black Water Rafting Tour“ am besten, da man auf einem Reifen durch die Höhlen treibt.
Also buchten wir auch gleich eine Tour für den nächsten Tag. Den restlichen Abend verbrachten wir mit einem Spaziergang durch einen nah gelegenen Park, wo man ein paar Glühwürmchen bestaunen kann. Dummerweise war die Batterie unserer Taschenlampe schon etwas leer, weshalb die Nachtwanderung sich als Orientierungslauf ohne Kompass herausstellte. So irrten wir ahnungslos durch Tunnel, über Treppen, Brücken und Buschwald, stets begleitet von einem unguten Gefühl und einer grausigen Geräuschkulisse. Aber der Ausflug ins Dunkle hat sich gelohnt, denn die Glühwürmchen sind echt wunderschön anzusehen.

Am nächsten Morgen fuhren wir früh zum Startpunkt und ließen uns für die Tour einweisen. Wir bekamen Neoprenanzüge und einen Helm mit einer Grubenlampe. Dann stand uns auch schon die erste Herausforderung bevor: Wie kommt man jetzt am besten in einen Körperengen, nasskalten Anzug rein? Quetschen war die Devise. Als das geschafft war, versorgte man uns noch mit einem Schwimmkringel und zum Andenken gab es noch ein fröhliches Foto. Dann machten wir uns auf den Weg zum Höhleneingang, doch vorher gab es noch eine Trainingseinheit wie man am besten einen Wasserfall rückwärts runter springt. Dafür stellte man sich an einen Vorsprung und hüpfte nichts ahnend in den Fluss. Spätestens jetzt wurde einem bewusst, dass man sich wirklich auf ein Abenteuer eingelassen hat, da das Wasser mit gefühlten -20°C nicht gerade zum lauschigen Plantschen eingeladen hat. Vollkommen nass wanderten wir dann zum richtigen Eingang, wo eine letzte Einweisung uns bevor stand, erst dann betraten wir zitternd die dustere Höhle, welche ebenfalls nasskalt war.
Nun ging es richtig los, jeder nahm seinen Sitzdonut und wir schwammen durch enge Passagen an Stalagmiten und Stalaktiten vorbei zu einem kleinen Wasserfall, wo wir uns auch gleich todesmutig runter stürzen durften. Als jeder überlebt hat ging es weiter in einen geraden Tunnel, wo wir aneinandergereiht waren und die Lichter ausmachten, um die zahlreichen Glühwürmchen an der Decke zu beobachten. Wie eine Milchstraße funkelten die kleinen Tierchen und tauchten den Tunnel in einen leichten Schein. Begleitet wurden wir durch das seichte Plätschern des Wassers. Die Atmosphäre wäre echt atemberaubend gewesen, wenn uns nicht ständig der Zitteraal verfolgt hätte. Denn durch das immer noch schweinekalte Wasser, fiel uns das Genießen etwas schwer. Aber nach knapp 2 Stunden war die arktische Wasserfahrt dann geschafft und wir bekamen eine heiße Dusche und eine warme Tomatensuppe.
Es war also eine Erfahrung und ich verließ mit einem Staunen und Tom mit einer Erkältung den Ort.

Die Reise ging wieder in den Süden und in den Westen der Nordinsel. Unser nächstes Ziel war Taranaki, eine Halbinsel die durch den Mount Taranaki (oder auch Egmont genannt) entstanden ist und wo der dem Fuji ähnelnden Vulkan das Zentrum bildet.
Doch um dahin zu gelangen, musste man vorher den Forgotten World Highway überleben. Diese teilweise unasphaltierte einspurige Autobahn mit 30iger Zone führte über Stock und Stein und durch hügeliges Buschland mit einer tollen Aussicht auf den schlafenden Vulkan. Der Highway ist ein Geheimtipp unter Backpackern, da man die verlassene Seite von Neuseeland zu Gesicht bekommt und Kühe sowie eine Herde Schafe, die bequem auf der Straße rumhopsten, irgendwie aus dem Weg schaffen musste. Als diese Aufgabe bewältigt war, erreichten wir nach einer ewigen Autofahrt endlich Taranaki und konnten den majestätischen Flüchtling bestaunen.
Warum Flüchtling? Weil laut einer Maori Legende, der Vulkan früher zur Gebirgsformation von Tongariro gehörte, aber dann hatte er eine Liebelei mit dem Vulkan Pihanga am Lake Taupo, dieser Vulkan war aber schon die Geliebte von Mount Tongariro, weshalb der Taranaki dann flüchten musste und so steht er nun einsam am Rande der Nordinsel und versteckt sich hinter einer Wolkenwand aus Tränen.
Eine ziemlich niedliche Geschichte, aber so was können sich auch nur die Kiwis ausdenken.
Wir besuchten noch einen schönen Wasserfall (Juhu endlich mal wieder Wasserfälle^^) am Vulkan und fuhren dann weiter Richtung New Plymouth, eine wunderschöne Stadt mit den meisten Sonnenstunden auf den Nordinsel und sehr beliebten Surfstränden. Von hier aus wollten wir dann weiter zur nächsten Gastfamilie, doch vorher musste die Stadt noch erkundet werden. Auf der Suche nach einem Schlafplatz trafen wir zwei alte Bekannte wieder. Ann und Jan saßen in ihrem signalgelben Van und aßen nichts ahnend Abendbrot. Sofort gesellten wir uns dazu und tauschten uns über die letzten Tage aus, dabei schwärmten die Beiden nur so von der Stadt New Plymouth und was man hier alles erleben kann. Wir verbrachten also gemeinsam die Nacht und den nächsten Morgen und ließen uns reichlich Tipps zum Erkunden geben. Danach trennten sich unsere Wege wieder, aber wahrscheinlich nicht für lange, da wir uns anscheint gegenseitig verfolgen.

Den Tag verbrachten wir dann mit Sightseeing und bestiegen einen kleinen Hügel, der als Aussichtsplattform fungiert und besuchten den Brooklands Park der u. a. einen Streichelzoo und ein Gewächshaus mit tropischen Blumen besitzt. Hier blieben wir eigentlich den gesamten Tag und bewunderten die kleinen Äffchen, Schweinchen, Lamas, den Lemur und farbenprächtige Blüten. Am Abend joggten wir noch am Strand entlang und gönnten uns dann für 3$ einen Aufenthalt in einer Schwimmhalle, um etwas zu entspannen. Dabei stellten wir fest, dass die Eintrittspreise im Vergleich zu Deutschland sehr preiswert sind und da so gut wie jeder kleine Ort hier eine Schwimmhalle besitzt, werden wir ab sofort nicht mehr in Hostels für unverschämte 5$ duschen, sondern verbinden unseren Waschtag mit einem Badespaß. Neuseeland gefällt uns immer mehr, das liegt aber nicht nur an der wunderbaren Landschaft und der unglaublichen Gastfreundlichkeit der Menschen, sondern auch an den unzähligen kostenlosen öffentlichen Toiletten, die das Leben eines Backpackers etwas einfacher gestalten. Zudem gibt es überall eine Bibliothek, in welcher man seine Kamera- und Laptopbatterie aufladen kann und auch noch unbegrenzt und kostenlos das Internet nutzen darf. Auch bei Museen und anderen Ausstellung wird kein Eintritt verlangt, da das neuseeländische System vorschreibt, dass Freizeitaktivitäten (Schwimmhalle, Park, etc.) und Kultur für jeden zugänglich sein sollen. Dafür sind die touristischen Aktivitäten umso teurer. Aber wir wollen uns nicht beklagen, da wir durch das Wohnen im Auto eine menge Geld sparen und es gerne für unterirdische Touren und Fallschirmsprünge ausgeben.
Durch das regelmäßige WWOOFen bei Gastfamilien reduzieren wir unsere Ausgaben auf Null und genießen leckere Gerichte und den kulturellen Austausch.

Leider ist der letzte Austausch fehlgeschlagen, da unser neues Heim nicht sehr bewohnbar war. Als wir auf das Grundstück unserer Gastmutter fuhren, blieb uns die Sprache weg, weil wir uns nicht vorstellen konnten wie jemand hier wohnen konnte.
Auf dem Gelände einer alten Fabrik hat sich anscheint eine Frau mit dem Messie-Syndrom eingelebt. Als wir die Müllhalde, nein den Schrottplatz betraten, war uns eigentlich vom ersten Moment klar, dass wir hier nicht bleiben wollen. Sicherlich sind wir hier um Abenteuer zu erleben, aber nicht um uns irgendwo durchzuquälen und unsere Zeit damit zu verschwenden. Also mussten wir der freundlichen und eigentlich total lieben Frau beibringen, dass wir wieder fahren werden. Diesen Part übernahm Tom tapfer und versuchte es der Frau schonend mitzuteilen. Zu unserem erstaunen nahm sie das sehr gelassen, auch wenn danach die längste und peinlichste Schweigeminute unseres Lebens eintrat. Noch kurz ein Plausch zur Überbrückung und dann ging es zurück nach New Plymouth in die Bibliothek und neue E-Mails an verschiedene Gastfamilien wurden rausgeschickt.

Nun sitzen wir also hier und warten auf die Zusagen, um dann die Reise nach Wellington fortzusetzen.
Zur Entspannung gibt es noch mal ein schönes Bad in der Schwimmhalle und dann verlassen wir das schöne Städtchen.

Wir halten euch also auf dem Laufenden.
Tom und Jane

Donnerstag, 11. November 2010

neue Halbmarathonbestzeit: 7 Stunden und 6 Minuten































Es liegen wieder aufregende Tage hinter uns, die nur darauf warten berichtet zu werden. Doch fangen wir von vorne an.
Wir blieben also noch wenige Tage bei Mandy, unserer Gastmutter, und ließen die Schafe und die Aussicht auf uns wirken. Doch leider hat alles ein Ende und so rückte der Abschied vom Paradies immer näher, aber vorher kochten wir zusammen mit Mandy und sie zeigte uns ein sündhaftes Rezept für einen Kuchen, welchen wir dann auch gemeinsam ausprobierten. Zur Abreise gab sie uns 28 Stücken vom Kuchen mit und eine Vanilleschote für den Zucker, so waren wir gewappnet für unsere nächsten Ausflüge.

Los ging es in Wai-O-Tapu, nicht unweit von unserer Gastfamilie, in ein aktives Thermalgebiet, wo es nur so brodelt und kocht. Dort sahen wir uns zahlreiche gelb schimmernde Schwefelbecken und dampfende Hotpools an. Der berühmteste ist der Champagne Pool, welcher wirklich zum baden einlud. Allerdings sollte man dies eher nicht tun, da die Antimonsulfidablagerung am Rand zwar für eine giftige Mischung sorgte. Trotz allem war er sehr schön anzusehen, da der orange leuchtende Rand und die vielen Blubberblasen das Becken wie ein Pool aus Champagner aussehen ließen, weshalb auch der Name zustande kam. Es gab aber auch Wasserfälle, bunte Schluchten und weiße, grüne, rote, schwarze und braune Seen, deren Farben durch Siliciumdioxid, Permanganat, Eisenoxid und -oxidhydroxid entstanden. Ja… hätten wir damals im Chemieunterricht eine Exkursion hier her gemacht oder hätte ich besser aufgepasst, dann könnte ich jetzt bestimmt auch etwas mit diesen Begriffen anfangen, doch so bleibt mir nichts anderes übrig als nur vom Informationsblatt vom Eingang zu zitieren. Für weitere Informationen einfach Tom fragen, da er ja den Leistungskurs in Chemie besuchte.
Weniger chemisch, aber mindestens genauso beeindruckend war auch der Lady Knox Geysir, deren Fontäne pünktlich um 10.15 Uhr für touristische Zwecke künstlich durch etwas Seife erzeugt wird. Dies hat aber auch einen historischen Hintergrund und eine lange Tradition. So war das Gebiet um Rotorua früher ein Platz für Sträflinge, welche tagtäglich hier arbeiten mussten. Dabei entdeckten sie Wasser, welches sie für das Waschen der Wäsche nutzten. Also suchten sie sich ein Loch und taten etwas Seife in den Schlot. Wenige Augenblicke später flog das Wasser mitsamt der Wäsche 15 Meter in die Höhe und der Waschtag hatte sich so erledigt.
Dieses Spektakel bewunderten wir mit Begeisterung fast eine halbe Stunde lang, allerdings durften wir unsere Sachen anbehalten.
Im Anschluss besuchten wir noch einen kochenden Schlammtümpel, dessen widerlichen Geruch man gar nicht in Worte fassen kann, aber auch das Blubbern der Brühe ist mit nichts vergleichbar.

Nach einer stinkenden aber auch aufregenden Wanderung fuhren wir weiter in den Süden nach Taupo, wo der größte See mit 600 km² des Landes zu finden ist.
Aber vorher bestaunten wir noch die Huka Falls. Dies ist ein erstaunlicher Wasserfall mit einer unbeschreiblichen Power. In einer Sekunde passieren knapp 40 m³ Wasser die 11 Meter Höhenunterschied. Verursacht wird das durch eine enge Passage im Gestein, weshalb eine gewaltige Kraft entsteht, welche auch zur Stromerzeugung genutzt wird. Die enorme Energie des Wassers wird nicht nur durch die Geräuschkulisse deutlich, sondern auch durch den meterlangen Schaumteppich hinter den Wasserfällen. Daher auch der Name Huka, da dies übersetzt (aus dem Maori) Schaum bedeutet.

Nun sollte es weiter in die Stadt Taupo gehen, aber irgendwie haben wir uns verfahren und fanden so einen Campingplatz der einem Bauernhof ähnelte, da überall freilaufende Pfauen, Schafe und Lamas rumhüpften. Diese mussten dann natürlich ausführlich gestreichelt und bestaunt werden, bevor es dann weiter ging.

Endlich in der lebendigen Stadt im Herzen der Nordinsel angekommen aßen wir recht erschöpft unsere geliebten Billignudeln mit kalter Tomatensoße aus der Dose bei einem atemberaubenden Ausblick über den See auf die drei nicht weit entfernten Berge im Tongariro Nationalpark. Bedeckt mit etwas Schnee, sollten wir sie doch bald etwas näher erkunden, doch vorher wartete noch ein echtes Highlight auf uns.
Früh am nächsten Morgen steuerten wir aufgeregt den beschaulichen Flughafen von Taupo an, denn heute sollte unser erster Fallschirmsprung oder poetischer ausgedrückt: unser Himmeltauchgang stattfinden. Während Tom noch schnell was kaufte, wartete ich im Auto und wurde mit einem Lied im Radio namens „Don’t let me fall“ eingestimmt. Dann war es soweit. Wir fanden uns im Büro der Firma wieder und wurden in unseren Sprung eingewiesen. Dort lernten wir auch unsere Fallschirmlehrer bzw. -begleiter kennen und wie es sich gehört, waren das total coole Typen Mitte zwanzig die nichts anderes als Lässigkeit ausstrahlten. So machten sie ununterbrochen Scherze, während ich totales Nervenbündel auf dem Schoß von Alan (mein Flugmentor) wehrlos festgeschnallt wurde. Tom wollte natürlich mit der Coolness der Typen mithalten und zeigte sich total gelassen. Zu meinem Leidwesen musste ich als erstes vor Tom aus dem in 12000 Fuß befindlichen Flieger springen. Vorher aber ein total fröhliches Foto bevor es dann in die Tiefe geht. Zeit um mich auf den Sprung mental vorzubereiten und kurz das Näschen in die kühle Luft zu stecken gab es aber nicht, da Alan einfach schwups runter sprang. Und dann gab es nur noch einen Weg und der ging Meter.. -ach Quatsch KILOmeter weiter runter und es blieb einem nur die Frage: „Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?????“ Doch dafür war es dann zu spät. Der Magen formte sich zu einem monströsen Kloß und man fiel knapp 45 Sekunden lang wie ein Stein mit rund 200 Km/h in das Endlose. In dieser Zeit verliert man jeglichen Gedanken an Kummer oder Sorgen und rast einfach nur dem Boden entgegen. Irgendwann kam dann die Erlösung durch den Fallschirm und man gleitete durch die Lüfte und hatte nun Zeit die Aussicht zu genießen. Dabei entdeckte ich dann unter mir auch schon Tom, dessen Mentor den Fallschirm etwas später öffnete und er so an mir ganz geschmeidig vorbei flog.
Nun folgte noch die halbwegs sanfte Landung auf den Hintern und eine neue fabelhafte Erfahrung war vollendet. Jetzt stellt sich nur noch die Frage: Wann und wo das nächste Mal?

Doch das war nur meine Sicht der Dinge, Tom beschreibt es folgendermaßen:
„ALTER WAR DAS GEIL!
Also am Anfang, wenn man in das Flugzeug steigt, denkt man, dass das keine gute Idee war. Nach außen tut man natürlich ganz cool und lächelt immer fein in die Kamera, aber innen brodelt es. Die Maschine startet und der Magen bleibt das erste Mal stehen, wohingegen der Körper weiter rast. Man versucht die Aussicht auf den Weg nach oben zu genießen, doch der Sprung rückt näher und man wird auf dem Schoss seines Mentors festgeschnallt. Die Sprungkappe und die Brille werden aufgesetzt und man weiß, dass es in wenigen Augenblicken losgeht. Das Flugzeug verringert den Schub und dreht in die Wagerechte. Jane war der Meinung das es nicht gut ist zuerst zu springen, aber viel schlimmer ist es als zweites zu springen, denn man sieht wie der Vordermann aus dem Flugzeug fliegt und weiß nun wirklich was einen erwartet. Nun ist man selbst an der Reihe. Als Tandem rutschen mein Mentor und ich auf der kleinen Bank nach vorne zur Tür. Er setzt sich auf die Kante, während ich schon aus dem Flugzeug hänge und den ersten Vorgeschmack auf den Flug kriege. Noch schnell ein cooles Exit Foto gemacht und sich natürlich nichts anmerken lassen und zack geht es auf einmal nach unten. Man hat keine Chance sich es noch mal anders zu überlegen, denn man ist ja auf jemanden festgeschnallt, der unbedingt springen will und eh man sich versieht ist man im freien Fall. Die ersten 10 Sekunden sind dabei die besten. Man springt aus der Maschine und dreht sich um 180°, sodass man die Sonne und den Flieger sehen kann. Anschließend dreht man sich zurück und sieht den Boden immer näher kommen. Die ersten Sekunden sind deshalb so geil, weil man wie irre beschleunigt und völlig unkontrolliert durch die Luft fliegt. Dazu kommt natürlich, dass der Magen noch im Flugzeug ist, während man sich aber schon weit davon entfernt hat. Dann erreicht man eine stabile Fluglage und rast einfach nur nach unten. Alles kommt einem wie in Zeitlupe vor. Der Puls ist am Limit und es interessiert einen nicht. Einfach alles ist egal und man vergisst dass man existiert. Nach etwa 45 Sekunden geht dann der Schirm auf und man realisiert, dass man doch noch da ist, denn der Schirm presst einen in den Gurt. Beim segeln nach unten stellt man dann fest, wie geil das eigentlich war und dass man das ganze Leben nichts anderes mehr machen will. Die Aussicht dabei war ganz schön, aber echt nicht entscheidend für die Qualität des Sprungs. Ich kann es daher kaum erwarten meinen nächsten Sprung zu machen. Es macht einfach süchtig und ist das Beste was ich in meinem ganzen Leben gemacht habe! Also lieber nicht Fallschirmspringen, denn Vorsicht, SUCHTGEFAHR!!!“

Total aufgewuselt und aufgeregt ging es nun in den Tongariro Nationalpark, zu den Bergen. Vorher noch ein letztes Mal Mittagessen am Tauposee und dann folgten zwei Stunden Autofahrt durch Wald und Wiese. Vor Ort informierten wir uns über das Wetter für den nächsten Tag, da wir den Alpine Cross Track bewältigen wollten. Jedoch brachte die Wettervorhersage keine guten Nachrichten, da es ziemlich bewölkt und regnerisch werden sollte, weshalb man eine schlechte Aussicht erwartete und uns davon abriet. Doch bevor wir kampflos aufgaben, suchten wir einen Campingplatz auf und warteten die Nacht ab, denn das Wetter entscheidet sich ja gerne mal um.
Auf dem Campingplatz angekommen trafen wir auf zahlreiche Deutsche die bereits die Berge bezwungen hatten und uns glücklich über ihre Touren erzählten. Darunter waren auch Ann und Jan aus Sachsen, welche wir eine Woche zuvor beim WWOOFen auf der Bootstour kennen gelernt hatten. Auch sie berichteten stolz über ihre Wanderung und sprachen uns Mut zu, dass man auch bei Wolken hinaufsteigen sollte und es wenigstens probieren soll, denn Umkehren kann man immer noch.
Und so machten wir uns ganz früh am nächsten Morgen zum Informationszentrum und checkten nochmals die Wetterdaten, welche nach wie vor nicht rosig aussahen und die Mitarbeiter bestärkten die schlechten Aussichten. Kurz vor dem Aufgeben erblickten wir dann einen kleinen Wolkenbruch. Gestärkt durch die Aussage von Ann und Jan machten wir uns auf den Weg und probierten unser Glück.

Am Startpunkt trafen wir viele Gleichgesinnte, die es ebenfalls probieren wollten und so begann unsere 23 Kilometer Wanderung.
Es fing ziemlich flach und somit recht leicht an, aber die Steigung und die Höhe wurden Schritt für Schritt immer größer. Das war aber kein großes Problem, da durch die weltweite Beliebtheit des Tracks der Weg sehr gut ausgebaut war und man so ohne Schwierigkeiten mit ein paar leichten Treppenstufen mehrere Höhenmeter in kurzer Zeit schaffte. Begleitet wurden wir dabei stets von einer bizarren Mondlandschaft und einer atemberaubenden Aussicht auf das Tal, sofern die Wolkendecke es zuließ. Mit steigenden Höhenmetern wurde es auch zunehmend kälter und auch anstrengender, irgendwie schien der Berg kein Ende zu nehmen und wir hatten noch nicht Mal die Hälfte erreicht. Gestärkt durch eine kleine Pause mit Butterbroten, erreichten wir unser erstes Etappenziel: den South Crater. Hier ging es zur Abwechslung mal nicht Bergauf, sondern der Weg war nun eben und nicht mehr so mühsam zu passieren, denn nun ging es in die Gebirgsformation hinein und wir wanderten gemütlich zwischen zwei aktiven Vulkanen hindurch. Nach dem kurzen entspannten Spaziergang war jedoch wieder klettern angesagt, da man ja schließlich hoch hinaus wollte. Also nichts wie rauf auf den Red Crater, wo man den Ausblick auf die bereits bewältigte Strecke und die Umgebung genießen konnte und spätestens hier wurde einem klar, warum man diese Strapaze auf sich genommen hat. Denn nun sah man den roten Krater in seiner vollen Pracht und die Namensgebung war durch die leuchtende Farbe auch unmissverständlich. Am Rand trat noch hier und da etwas heißer Dampf aus und der Schwefelgeruch war auch wieder präsent. Im direkten Kontrast dazu fand man etwas abseits die Emerald Lakes und den Blue Lake, welche ebenfalls in einem Krater eingebettet waren und durch das leuchtende Blau dem ganzen Panorama ein Tupfer Farbe verliehen. Komplettiert wurde der Ausblick durch den stets präsenten Schicksalsberg, der schon in Herr der Ringe durch seine symmetrische Kegelform bezauberte. Noch kurz den warmen Boden berührt, um auch wirklich sicher zu gehen, dass der Berg noch aktiv ist und dann stiegen wir rasch zu den Emerald Lakes hinab.
Auch hier war das Panorama noch majestätisch. Hier erreichten wir die Hälfte des Crossings und musste somit wieder den Rückweg antreten, da Wolfgang sicher schon ungeduldig auf dem Parkplatz auf uns wartete. Doch was wäre eine Bergwanderung ohne einen Gipfel zu stürmen? Natürlich total langweilig, also ging es noch eine Stunde auf den 1967 m hohen Tongariro, welcher mit einer leichten Schneeschicht bedeckt war. Und pünktlich zur Ankunft klarte der Himmel freundlich auf und die Wolken machten die herrliche Sicht auf das umliegende Land und den Tauposee frei. Hier aßen wir auch in aller Ruhe unsere Kekse und unsere Stullen, bevor der Rückweg auf uns wartete.
Dieser war im Vergleich zum Aufstieg deutlich angenehmer und schneller. So dauerte es nicht lange und wir erreichten erschöpft, aber glücklich unser Ziel.

So haben wir uns unsere Ruhepause am darauffolgenden Tag auch wirklich verdient. Den brauchten wir auch, da noch eine Menge auf uns wartete.

Davon berichten wir dann bald.
Bis denn, eure Schneehasen Tom und Jane