Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
Wir hoffen euch gefällt die Seite und freuen uns über ganz viele Kommentare und Grüße aus der Heimat. Also seid fleißig :)

Samstag, 29. Januar 2011

Foxtrott zu Weihnachten



























Etwas verschlafen begann der Morgen am 24. Dezember in Greymouth. Wenige Sonnenstrahlen schienen durch die Fensterscheiben von Wolfgang und die Vögel zwitscherten um die Wette. Es schien ein halbwegs schöner und warmer Tag zu werden, etwas ungewöhnlich für einen Weihnachtsmorgen. Umso gewöhnlicher dafür die alljährliche Tradition des Einkaufstresses. Ja davon werden wir selbst hier nicht verschont. Allerdings ist es diesmal einfacher, da wir keine Geschenke besorgen mussten und uns nur um die Fressalien kümmern mussten. Wir fuhren in den nächstgrößeren Ort Hokitika, um in einem vollkommen überrannten Supermarkt die Mahlzeiten für die Festtage aus den übrigen Resten zu suchen. Diese Aufgabe haben wir sogar ganz gut gemeistert. So wird es an Heiligabend Bratapfel und gegrillte Würstchen geben und zum Nachtisch einen schönen Kuchen. Die anderen Festtage werden wie üblich mit Haferschleim und Instantnudeln verbracht. Wenn das Mal kein leckeres Festmahl ist. Aber das ist nicht schlimm, da Weihnachtsstimmung eh nicht so recht da war.
Anschließend ging die Fahrt weiter. Wir durchquerten langläufige Täler und unendlichen Urwald. Dahinter versteckt konnte man die Southern Alps erahnen.

Im Laufe des Tages erreichten wir dann Franz Josef Village. Der kleine aber lebendige Touristenort ist eigentlich nur für den 13 Kilometer langen Franz Josef Gletscher ausgelegt. Daher findet man hier neben überteuerten Tankstellen und Bars, auch viele Hostels und Informationszentren vor. 5 Minuten mit dem Auto vom Dorf entfernt, erreichten wir dann den Parkplatz von wo man aus einen lockeren Spaziergang zum Gletscher unternehmen konnte. Schon beeindruckend, wie dieser Eisriese mitten im Urwald auftaucht und bis zu 200 Meter über den Meeresspiegel herankommt. Die Temperaturen waren seit Hokitika auch merklich gesunken und das Wetter hat sich für Regen entschieden, so wie es sich für die Westcoast auch gehört. So legten wir nach dem kurzen Wanderweg zum Gletscher eine Mittagspause in warmen Sachen und Jacke ein. Na das kommt doch Weihnachten schon etwas näher.
Beim gemütlichen Essen mit Weihnachtsliedern im Hintergrund entdeckten wir dann auf dem Dach eines Autos einen Kea. Diese einzige alpine Papageienart kommt nur in den Berggebieten der Südinsel vor. Er ist für seine Neugier und Furchtlosigkeit bekannt, weshalb er gerne mal an Rucksäcken oder Windschutzscheibenwischern herumpickt. Um uns selbst davon zu überzeugen, haben wir mitten auf den Parkplatz unseren Reiseführer hingelegt, wobei der Kea uns intensiv musterte. Als wir uns dann wenige Schritte entfernten, stürzte sich der Vogel sofort auf das Buch und war kurz davor es in seine Einzelteile zu zerstückeln. Um das Buch und vor allem uns vor der planlosen Weiterfahrt zu retten, brachen wir das Kea-Experiment nach einer halben Minute ab. Damit wäre bewiesen, dass man graugrünen Papageien in Neuseeland nicht trauen darf.

Bis zum Abend nutzten wir die übrige Zeit, um uns etwas auszuruhen und das kleine Örtchen zu erkunden. Gegen 19 Uhr fuhren wir dann zu einem Campingplatz, wo wir unser Festmahl zubereiteten. Der $5 Einweggrill wurde eingeheizt, die Würste aus der Verpackung genommen und die Äpfel klein geschnitten. Alles war bereit zum Dinner, nur der Grill nicht. Diese nicht vertrauenswürdige Aluminiumkonstruktion wollte einfach nicht heizen und wir versuchten fast eine Stunde lang mit wedeln und pusten die Kohle zum Glühen zu bringen, doch es half alles nichts. Zu allem Überfluss fing es auch noch an zu regnen und so ist unser weihnachtlicher Grillversuch, im wahrsten Sinne des Wortes, ins Wasser gefallen. Man soll anscheint nicht zu Weihnachten grillen, also wurden die Würstchen in der Pfanne gebrutzelt. Nach dem leckeren Aprikosenkuchen ging es dann müde ins Bett.

Der nächste Morgen begann so, wie der Abend davor aufgehört hatte: mit sehr viel Regen. Nach dem Frühstück ging es schnell zur Telefonzelle, um die Familie zu Hause anzurufen, die gerade Heiligabend feierten. Schon ulkig diese Zeitverschiebung manchmal. Danach begann erneut ein entspannter Tag. Ursprünglich war eine Gletschertour geplant, aber da man als Reisender total die Zeit vergisst, ist uns vollkommen entfallen, dass der 25. Dezember ein Feiertag ist und gerade in Neuseeland hat an dem Tag alles geschlossen, da man morgens Bescherung feiert und nichts abends am 24. wie in Deutschland. Also hieß es einen Tag abwarten und komische Leute beobachten. Um die Mittagszeit herum fuhr ein kleiner Pkw durch die Ortschaft mit einem als Weihnachtsmann verkleideten Mann auf dem Dach, der laut mit seiner Gitarre Weihnachtslieder gespielt hat und dazu etwas schräg sang. Total verrückt diese Kiwis hier, vor allem wenn man bedenkt, dass der singende Santa Klaus kurze Hosen und Flipflops trug.

Nach der weihnachtlichen Vorführung schlenderten wir ein bisschen durch das Dorf und entdeckten dabei eine recht eigenartige Toilette. Wir nennen es „das Spaceklo“. Dieser futuristische Kasten ist mit der modernsten Technik ausgerüstet. Beim Eintreten öffnet sich die Schiebetür automatisch und ein Sprachcomputer begrüßt einen freundlich. Man wird darauf hingewiesen, dass sich die Tür nach 10 Minuten automatisch öffnet. Könnte für den ein oder Anderen sicher ein Problem darstellen. Wenn man nun Platz genommen hat, wird der Toilettengang stets von Dudelmusik begleitet. Das Geklimper auf dem Klavier wiederholt sich immer und immer wieder, sodass man den Rest des Tages die Melodie nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Um die Energieverschwendung zu vervollständigen, muss man jetzt noch auf einen Knopf drücken, damit ganz langsam ein Blatt Klopapier aus der Wand kommt. Bei so einem Tempo sind 10 Minuten schnell mal vorbei. Zum Händewaschen und trocknen scheinen die Dorfbewohner von Franz Josef auch nicht fähig zu sein, da auch hier alles automatisch mit einem Sensor gesteuert wird, der auch die Spülung der Toilette auslöst. Interessant und seltsam zu gleich.
Der Rest des ersten Weihnachtsfeiertages dümpelte mit viel Regen und einfach mal nichts tun vor sich hin.

Am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg in das 21 Kilometer entfernte Nachbardorf zu dem Eiszwilling dem Fox Gletscher. Natürlich durfte auch hier der Regen nicht fehlen. Wir gingen in das nächste Informationszentrum, um eine Gletschertour für den Nachmittag zu buchen, mit der Hoffnung, dass sich das Wetter verbessern würde. Die übrige Zeit überbrückten wir, indem wir zum nahe gelegenen Lake Matheson gefahren sind. Berühmtheit erlangte der sogenannte Mirrorlake durch seine wunderschönen Fotomotive. Vor allem in den frühen Morgenstunden spiegeln sich die Alpen und der Mount Cook in dem See, was bei vielen Fotografen das Herz schneller schlagen lässt. Wir entschieden uns die einstündige Seeumrundung zu unternehmen und trafen dabei auf das englisch-israelische Pärchen vom Nelson Lakes Nationalpark. Wir plauderten wieder nett miteinander und setzten dann unseren Rundgang fort. Bei trübem Wetter und dicken grauen Wolken spiegelte sich natürlich nicht viel in dem See. Aber trotzdem waren der See und die Gegend drum herum sehr schön. Wie eigentlich alles in Neuseeland.

Am Nachmittag ging es dann mit einem Guide auf den 10 Kilometer langen Gletscher. Die Gletschertour begann mit einem Bushwalk am Rande des Eises, um seitlich auf das Eisfeld zu gelangen. Wir stampften unzählige Treppenstufen (keine Ahnung, wer die da hingebaut hat) hoch und kamen an einigen Wasserfällen vorbei, wo wir eine Pause einlegten und eine Kostprobe vom frischen Regenwasser genossen. Dann erreichten wir den Zugang zum Gletscher. Schnell noch die Steigeisen angelegt und los ging es.
Schon beeindruckend, wenn man auf dem ewigen Eis rumwandert und wohin man auch schaut, man sieht nur weiss und Klares tiefenblau. Ab und zu hörte man das Grollen von herunterfallenden Eisstücken, die meterweit unter den Füßen abschmelzen. Man passierte Eislöcher und lange Gletscherspalten. Wanderte man mit den Augen den Gletscher bis zum Ende hinauf, erkannte man ganz leicht und mit etwas Vorstellungskraft das Nährgebiet, welches sich zwischen den Bergspitzen wie ein See voll mit Schnee eingebettet hat. Beobachtet von den Bergen, die sich teilweise hinter den Wolken versteckten (achja, es regnete immer noch und das nicht wenig), bahnten wir unseren Weg durch das Eis. Der Guide führte uns an verschiedene Spalten vorbei und trank mit uns Schmelzwasser aus einer der vielen Löcher. Kurz vor dem Ende der Tour entdeckte er dann eine sehr enge Eishöhle und einen Augenblick später verschwand er auch schon darin. Wir sahen ihn dann total durchnässt ein paar Meter weiter. Mit einem begeisterten Grinsen sagte er uns: „This is really good fun! You have to try it!“ Also versuchte sich jeder in diesen engen Eistunnel zu quetschen, doch am Ende trauten sich nur vier Mädels in die Tiefe des Eises einzutauchen. Leider zählte ich nicht dazu, da nach einem kurzen Blick ins Innere, ich wusste, dass ich da Platzangst bekommen würde und darin stecken zu bleiben, will ich mir gar nicht erst vorstellen.
Danach verließen wir wieder die Eisfläche und liefen an der Seitenmoräne ins Tal hinunter. Von hier hatte man noch mal wunderbare und beeindruckende Aussichten auf die gewaltigen Eismassen. Im Tal überquerten wir noch einige Flüsse und wurden vom Eis mit einem lauten Grollen verabschiedet.
Damit war die Expedition auf dem Gletscher beendet und mit vielen neuen Eindrücken gingen wir ins Bettchen.

Den weiteren Verlauf der Reise beschreiben wir bald wieder. Seid weiter neugierig.
Eure Eistänzer Tom und Jane

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen