Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
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Donnerstag, 9. Dezember 2010

Kleines, lustiges Neuseeland






























So es wird mal wieder Zeit für einen Bericht aus dem sonnenverwöhnten, warmen und sommerlichen Neuseeland. Ja die Adjektive sind bewusst gewählt, um euch in Deutschland etwas zu ärgern und natürlich zu verdeutlichen, dass es hier nach wie vor nach Sonnencreme und nicht nach Bratapfel oder Zimt riecht. Ihr merkt, es hat sich nichts geändert, die Weihnachtsstimmung lässt immer noch auf sich warten… Aber jetzt genug vom Gejammer und Gemecker! Jetzt wird erst mal wieder berichtet:

Also wir haben mittlerweile unsere Öko-Gastfamilie in Manakau verlassen und sind nahtlos zur Nächsten in der Hauptstadt Wellington gefahren. Lustigerweise kennen sich die beiden Familien und sind miteinander befreundet, so konnten wir schon im Voraus erfahren, dass es sich um einen vegetarischen Haushalt mit einem Meditations- und Heilzentrum handelt. Klingt auf jeden Fall spannend und ist für uns eine ganz neue Erfahrung… wobei ganz neu wird das vegetarische Essen für uns nicht sein, da wir uns im Auto eigentlich auch nur vegetarisch ernähren. Dies liegt aber weniger an der Einstellung oder Meinung gegenüber der industriellen Massentierhaltung, sondern eher an der Tatsache, dass Fleisch relativ teuer und für uns schwer zu lagern ist ohne Kühlschrank. Daher essen wir überwiegend Nudeln, Haferschleim, Brot und ab und zu auch mal Obst und Gemüse. So geben wir rund 15$ pro Tag aus. D.h. 7,50$ für jeden und das sind umgerechnet ca. 3,75 € und liegt somit unter dem HartzIV-Tagesbedarf. Wer jetzt Mitleid mit uns hat oder Angst, dass wir verhungern, der kann uns gerne ein paar Kekse schicken. :P
Nein keine Sorge, wir leben schon ganz gut und werden auch immer satt – meisten jedenfalls :) Aber da auch den größten Sparfüchsen irgendwann Mal die 1$ 500g Packung Nudeln auf den Docht geht, ist das WWOOFen (das heißt übrigens: „willing workers on organic farms“) eine prima und preisgünstige Alternative, und da so gut wie jede Gastfamilie hier Bio isst, ist es auch noch sehr gesund. Also nichts wie ab zur vegetarischen Familie!

So verabschiedeten wir uns von der Gastfamilie mit dem Schweinchenhof und nach knapp einer Stunde Fahrt erreichten wir auch schon unser neues Heim, wo wir ca. 3 Wochen verbringen werden.
Dort angekommen hat uns auch gleich der Gastvater fröhlich empfangen und wie üblich bei einer Tasse Tee eingewiesen. Nach dem kurzen oberflächlichen Gespräch mussten wir auch schon arbeiten. Während Tom im Gemüsegarten Netze über die Beete gegen die Vögel bauen sollte, wurde ich kurzerhand zum Putz- und Hausmädchen deklariert und durfte im gesamten Haus staubsaugen, wischen und mich in der Küche mit sämtlichen Putzmitteln, sowie dem dreckigen Kühlschrank anfreunden. Etwas neidisch auf Tom machte ich mich an die Arbeit und versuchte den klebrigen Eisschrank sorgfältig zum Glänzen zu bringen. Dabei warf ich natürlich einen gespannten Blick auf die Lebensmittel. Vegetarier müssen ja ein unglaubliches Sortiment an Gemüse- und Getreidesorten bzw. –Produkten haben, dachte ich jedenfalls. Allerdings konnte ich bis auf Unmengen von Milch, Joghurt und Kefir nichts großartig Pflanzliches entdecken. Na hoffentlich ist DAS nicht ihre Auffassung vom vegetarischen Dasein. Doch eh ich mich weiter mit Milch-Joghurt-Aufläufen und Laktose-Vergiftung beschäftigen konnte, riss mich der 14-jährige Sohn aus meinem Hunger-Trauma. Ryan ist unser erster Gastbruder beim WWOOFen und ein für sein Alter ziemlich reifer und aufgeweckter Junge, der gerne mal rumstänkert. Man kann sich aber super mit ihm über Gott und die Welt unterhalten und er bringt frischen Wind in den WWOOFer-Alltag. So hat das Putzen gleich tausend Mal mehr Spaß gemacht. Wenige Minuten später kam ein anderer Junge in die Küche und nach einem kurzen Gespräch stellte sich heraus, dass Emanuel auch ein WWOOFer (Oh man nach dem 20igsten Mal schreiben, klingt das WWOOF wie ein „wuff“) ist und ebenfalls, welch ein Wunder…, aus Deutschland kommt. Also wurden erst mal die Backpacker-Standard-Interessens-Fragen gestellt: „Wo kommst du her?“ ; „Wie lange bleibst du?“ ; „Warum bist du hier?“ ; „Wie reist du rum?“ Etc. pp. Glücklicherweise verging dabei die Arbeitszeit wie im Flug und mit guter Gesellschaft machte das Saubermachen sogar etwas spaß.
Zum Abendbrot lernten wir dann noch den anderen WUFFer Sven aus Belgien kennen und zu unserem Glück gab es keine Kefier-Suppe, sondern Reis mit frischem Gemüse und Rührei. Bei einem unterhaltsamen Dinnergespräch erfuhren wir dann, dass wir jeden dritten Tag für alle kochen müssen. Oh man wir untalentierten Dosenfutter-Köche sollen jetzt für 7 Personen ein Abendessen kreieren und das auch noch vegetarisch!? Das klingt nach einer unlösbaren Aufgabe. Toms bestes und einziges Hackfleisch-Chili-Gericht war somit schon in der Vorrunde disqualifiziert. Wir entschieden uns dann für einen Kartoffelauflauf ohne Fleisch, dafür aber mit Karotten. Hat sogar geschmeckt, behaupteten jedenfalls die Anderen, aber es muss wohl stimmen, da wir auch weiterhin kochen sollen.

Mit den anderen WUFFern verstehen wir uns prächtig und gemeinsam verbrachten wir alleine einige Nächte im Strandhaus an der Kapiti Coast. Nur eine Autostunde nördlich von Wellington entfernt, besitzt die Gastfamilie ein schönes Häuschen, welches sie derzeit renovieren, um es noch vor Weihnachten zu verkaufen. Hier wird jede WUFFer-Kraft benötigt, um Holzböden zu lackieren, Wände zu Malern, Außenfassaden zu putzen und den Garten schön herzurichten. Also blieben wir über Nacht dort und mussten uns selbst versorgen. Das war unsere Chance ein leckeres Fleischgericht zu genießen und so schlemmten wir am Strand bei einem feuerroten Sonnenuntergang Couscous mit Frankfurter Würstchen. Zum Abschluss noch etwas Frisbee und Karten gespielt und ein wundervolles und heiteres Wochenende war vorbei.
Zwei Tage später beschlossen wir vier WUFFer eine Sightseeing Tour durch Wellington zu unternehmen, und da wir am Wochenende vorgearbeitet hatten, konnten wir unseren freien Tag super dafür nutzen. Also alle ins Auto eingepackt und ab nach Windy-Welly. Der passende Kosename kommt durch das maritime Klima zustande, da hier häufig, um nicht zu sagen fast immer, stürmisch kalte Winde, oftmals gepaart mit Regen, durch die kleine energische Stadt fegen. Gelegen an einer großen und beeindruckenden Bucht mit malerischen Inselchen und umschlossen von zahlreichen Hügeln, bietet die Stadt eine Vielzahl an Attraktionen.

Also machten wir uns zu Fuß durch die City und besuchten zuallererst das Parliament House. Mit einem spaßigen Führer erkundeten wir die politische Seite Neuseelands und irgendwie bekam ich den Eindruck, dass die sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen, denn viel von dem politischen System habe ich nicht mitbekommen. Dafür weiß ich jetzt, wie das Gebäude vor Erdbeben geschützt wird, wo die Pressekonferenzen von der Rugbynationalmannschaft stattfinden und wann und wie Peter Jackson mit seinen Hobbits und Orks hier die Premiere gefeiert hat. Also eigentlich alles, was Neuseeland charakterisiert. Komplettiert wurde die Tour mit der detaillierten Schilderung von den neuseeländischen Besonderheiten. Hier eine kleine Kostprobe:
So kann beispielsweise jeder (und damit ist wirklich jeder gemeint, man muss nicht mal hier wohnen) eine E-Mail (sie muss nicht mal sinnvoll oder seriös sein) zu verschiedenen Themen mit Vorschlägen an das Parlament senden, welche bearbeitet und beantwortet wird. Der konstruktivste Einfall wird dann mit einer Einladung in das Parlament gewürdigt. D.h. jeder Depp kann eine E-Mail mit z.B. „Ich finde Steuern doof, macht die mal weg“ an die Regierung senden und würde eine umfangreiche und ernsthafte Antwort bekommen. Begründet wird diese ungewöhnliche Methode mit der Einwohnerzahl. Da Neuseeland ja nur knapp 4 Mio. Einwohner besitzt, wird jede Hilfe und jede Idee mit offenen Armen begrüßt. Also etwas verrückt ist das ja. Andererseits könnte sich die deutsche bzw. europäische Regierung ruhig mal eine Scheibe von der individuellen Kreativität abschneiden.
Lustig sind auch die Parteien. Da hat doch glatt einer spontan seine eigene Partei gegründet und diese nach sich selbst benannt und er hat sogar einen Sitz im Parlament. Leider kann das die Cannabis-Partei nicht von sich behaupten, aber besitzt trotzdem reichliche Anhänger. Im Großen und Ganzen klingt das alles nach einem gewaltigen Aprilscherz, ausgedacht von einer Gruppe spät pubertierenden Jugendlichen nach einer durchzechten Nacht mit zu viel Gras. Aber nein, das ist ein funktionierendes System in einer Industrienation. Diese Unbeschwertheit… einfach beneidenswert, da würden wir peniblen und ordnungsfanatischen Deutschen gar nicht zurechtkommen. Die Genauigkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Deutschen wird auch sehr von WUFF Gastfamilien geschätzt. So hat bisher jede Familie ausdrücklich geäußert, wie gerne sie deutsche WUFFer haben, weil diese hart arbeiten, sehr gutes Englisch sprechen und vor allem beim Arbeiten auch denken und so ihre eigenen Ideen mit einfließen lassen. Wir Deutschen sind also weltbekannt für unseren Fleiß, Tüchtigkeit und Erfindergeist. Aber keine Sorge, wir sind ja hier um das Mal ordentlich in eine andere Richtung zu lenken! Nein Scherz, wir versuchen Deutschland so gut es geht zu repräsentieren. Aber selbst wenn wir aus der Reihe tanzen würden, würde es das allgemeine Bild nicht zerstören können. Deutlich wurde das im weiteren Verlauf unserer Führung.
Wir kamen in einen Raum, wo alle Staatschefs immer festlich empfangen werden und in einer Ecke des Saals stand ein großer Stein, welcher mit sämtlichen bunt gefärbten Fähnchen behangen war. Der Gruppenleiter erklärte uns, dass jede Nation die zu Besuch kommt, sich mit einem Fähnchen aus dem eigenen Land verewigen soll. So zeigte er uns welche aus Japan, Amerika, England, Brasilien, Korea, Belgien,…und alle hatten verschiedene Motive, Größen, Farben und Formen. Sie entsprachen überhaupt nicht den eigentlich vorgegebenen Massen. Aber es gab ein einziges Land, welches sich an die Richtlinien gehalten hat und dreimal dürft ihr raten, welches Land das war… Und?? Riiiichtiiig!! Unser exaktes Fähnchen hatte die passende Form und Größe und hatte das total kreative Motiv unserer Flagge. Also schimmerte das langweilige schwarz-rot-goldene Bändchen zwischen glänzenden Farben, bunten Tieren, interessanten Symbolen und Zeichen. Ja lobenswert diese Deutschen.

Nach der einstündigen Führung durch das Parlament ging es weiter in den botanischen Garten mittels des berühmten Cable Cars. Dieser rot leuchtende kleine Zug, welcher nur aus einem Waggon besteht, ruckelt gemütlich den steilen Hang hinauf und endet im Garten an einer Aussichtsplattform. Hier hatte man eine unglaubliche Sicht auf die Stadt und die Bucht. Man konnte sogar einige Gebirgszüge von der Südinsel in der Ferne erkennen. Einen noch besseren Ausblick hatte man allerdings auf einem Baum. Ein Baum? Ja ein Baum! Keine 5 Meter von der Plattform entfernt, stand ein kreisförmiger Baum mit einer ebenen Blätterwand. Schon von außen sah der Baum recht beeindruckend und gleichmäßig geformt aus. Innen war er jedoch total wirr und eigentlich total kahl. Kein einziges Blatt grünte im Inneren, was die Verlockung für eine Klettertour nur noch verstärkte. Also kletterten wir allesamt recht einfach auf den Ästen empor und hatten einen noch schöneren Blick auf die Umgebung. Wie auf einer Terrasse konnte man hier sitzen und die Sonne genießen. Lustig war aber vor allem, dass man es von unten gar nicht richtig erkennen konnte, dass hier Menschen darauf sitzen. Also gab Emanuel laute Affengeräusche von sich und versuchte so die Besucher des Parks zu erschrecken.
Nach unserer Exkursion in die Kindheit wurden wir wieder vernünftig und starten unseren Spaziergang durch den gut gepflegten Garten. Nach einer kleinen Picknickpause bei den wunderschönen Blumen erreichten wir wieder die City und machten uns auf den Weg zum Nationalmuseum Te Papa.

Ohne Eintritt zu bezahlen, interessierten wir uns vor allem für die naturwissenschaftliche Abteilung. Hier wurde nicht nur die beeindruckende Landschaft von Neuseeland veranschaulicht, sondern auch die Tierwelt vorgestellt. So gab es neben zahlreichen ausgestopften Kleintieren auch ein echtes Blauwalskelett, was 10 Meter lang über unseren Köpfen schwebte. Zudem schauten wir uns den weltweit größten Kraken an, welcher in den südlichen Gewässern von Neuseeland zufällig gefangen wurde. Leider habe ich die Maße dieses Tiefseeungeheuers nicht mehr im Kopf und meine Schätzfähigkeiten lassen zu wünschen übrig. Am besten ihr guckt euch den kürzlich verstorbenen Paul (ja das kam sogar hier in den Fernsehnachrichten) an und stellt euch den in der Größe eines Babyelefanten vor, dann wisst ihr ungefähr, wie groß das Vieh war. Dieses ziemlich bedrohlich aussehende Monstrum liegt nun friedlich in Alkohol eingelegt und wird täglich von tausend Besuchern bestaunt. Schon beeindruckend, was die Natur alles so kann.
Zum Schluss erkundeten wir, noch warum Neuseeland so viele Erdbeben und Vulkane besitzt, und besuchten einen Erdbebensimulator. Ein wackelndes Haus, was die Stärke von 7 auf der Richterskala zeigen sollte. Mhm.. na ja war nicht so spannend und eigentlich auch nicht sonderlich stark. Ich glaube ein echtes Erdbeben dieser Stärke ist um ein Vielfaches heftiger. Woher wir das wissen? Weil wir beide schon Erdbeben hier erlebt haben. Natürlich nicht solche Starken, aber ausreichend um einen Eindruck von der Gewalt der Natur zu haben. Tom z.B. wurde in Manakau von einem Beben der Stärke 4.2 in der Nacht geweckt und es hat wohl das ganze Bett gewackelt und die Tassen haben geklappert. Normalerweise spürt man diese gar nicht so doll, aber das Epizentrum war genau in dieser Region und nur wenige Kilometer unter der Erdoberfläche. Ich habe davon nichts mitbekommen und friedlich geschlummert. Dafür habe ich einige Tage später beim Arbeiten im Strandhaus eins gemerkt. Wir malten gerade die Wände im Wohnzimmer und ich saß auf dem Boden und malte ganz fein die Linien am Türrahmen. Plötzlich ruckelte es etwas und ich wollte jemanden ermahnen nicht so im Haus rumzutrampeln, weil ich sonst den Rahmen übermalen würde, doch die Jungs bewegten sich kaum und waren in ihre Arbeit vertieft, da kam für mich nur ein Erdbeben infrage. Die Anderen haben jedoch nichts mitbekommen und dachten ich halluziniere. Erst zurück in Wellington bestätigte der Gastvater ebenfalls ein Beben gemerkt zu haben und ein Bild verrutschte sogar. So wurde 5.4 auf der Richterskala gemessen, jedoch war es etwas entfernt, weshalb man es nicht so doll spürte.

Nach dem längeren Aufenthalt im Museum verließen wir Wellington und machten wir uns wieder auf den Weg nach Hause.
Leider reicht ein Tag nicht aus, um die gesamte Stadt zu erkunden, weshalb wir bald wieder die City besuchen werden.

Wir berichten also bald wieder.
Eure Erdbebenforscher Tom und Jane

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