Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
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Mittwoch, 15. Dezember 2010

Zu Gast bei Buddha

In den letzten zwei Tagen unseres Aufenthalts ist ein buddhistischer Mönch mit seinen zwei Gehilfen in die Gastfamilie zum WWOOFen eingetroffen. Am Anfang dachten wir an einen katholischen, doch als Tom die Tür öffnete und ein glatzköpfiger Mann in seiner braunen Kutte vor ihm stand, war kein Gedanke mehr an Katholiken. Kurz danach bin ich hinzugekommen und die drei jungen Männer wurden mir vorgestellt. Ich war so perplex, dass ich die Namen bis heute nicht registriert habe.
Beim Lunch haben Tom und ich die Neuankömmlinge ausführlich besprochen und wir waren uns beide einig, dass es etwas vollkommen Neues für uns ist und wir gar keine Ahnung haben, wie wir mit dem Mönch umgehen sollen. Der Gastvater trat unserem Tischgespräch bei und erklärte uns, dass wir ganz normal wie immer sein sollen und ihn nicht besonders behandeln müssen. Wir sollen lediglich ihn möglichst nicht berühren und uns nicht wundern, dass er nicht mit uns isst und überhaupt die meiste Zeit nur meditiert und ganz andere WWOOFer Aufgaben, als wir bekommt, damit er nichts tötet. Töten?? Bringen wir anderen hier etwa unbewusst immer jemanden um? Ja! Wir rücksichtslosen Kreaturen schneiden Gras ab und verletzten Pflanzen, wenn wir Löcher graben. Okay, überzeugt. Also nicht anfassen und normal sein. Kein Ding. Na ja, eigentlich war das schon noch ein Ding – die Tatsache, dass wir immer noch nicht wussten, was wir mit ihm anfangen sollen. Wir würden uns schon gerne mit ihm unterhalten und etwas über seine Religion erfahren und alles, aber wie? Einfach hinsetzen und die Standard-Backpacker-Fragen stellen: “Hey, wo kommst du her?” ; “Was machst du in Neuseeland?” ; “Wie reist du rum?” Hmm… nee, dass ging irgendwie nicht. Was ist, wenn er gerade meditiert und wir ihn stören oder schlimmer: Ich Tollpatsch ihn ausversehen berühre? Um Gottes willen oder “Oh mein Buddha!!!”
Also erst mal höflich aus dem Weg gehen, damit kann man kaum was falsch machen.

Am Abend waren wir dann mit kochen dran und versuchten was Leckeres zu zaubern. Ja die Betonung liegt auf ‘versuchten’. Wie auch immer. Im Kochvorgang gesellte sich ein Gehilfe vom Mönch zu uns und beobachtete uns bei den Tätigkeiten. Der Arme muss bestimmt hunger wie verrückt haben, wenn man nur zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen darf. Na zum Glück kochen wir heute, das sollte den Appetit etwas drosseln.
Beim Kochgespräch bekamen wir dann einen kleinen Einblick in die Religion, aber um mehr zu erfahren, sollten wir den Mönch fragen, denn das ist wohl sein Job, alle Fragen zu beantworten. Also setzten wir uns nach dem Essen zu ihnen in Wohnzimmer und machten eine Was-glauben-wir-Selbsthilfegruppe auf. Wir diskutierten fast mehr als drei Stunden über Gott, ach nee Buddha, und die Welt. Ich Würde das Gespräch jag gerne kurz wiedergeben, aber das ist praktisch unmöglich, aber ich versuche mein bestes:

Also man kann auf jeden Fall sagen, dass e seine sympathische und einleuchtende Religion ist, da der Mönch wie jeder seinen Glauben verteidigt hat, aber uns nicht bekehren wollte. Zudem würde ich es aufgrund der Argumentation weniger als Religion bezeichnen, sondern eher als spirituelle Naturwissenschaft. Denn anders als die Christen, glaubt er nicht an einen Schöpfer, der alles erschaffen hat, sondern vertraut der Evolutionstheorie von Darwin. Auch hat er vieles mit psychologischen, medizinischen und physikalischen Beispielen und Gesetzen unterstrichen bzw. erklärt. Nun aber die Frage, was Buddhismus eigentlich ist und wo ist das Ziel bei dem Glauben?
Das Ziel beschränkt sich auf den bescheidenen Faktor beständige und unendliche beständige zu finden. Man hat sie erreicht oder gefunden, wenn man ins Nirvana gelangt. Dies ist kein Paradies, kein Raum oder rein Ort, es ist einfach nichts. Als Hilfsmittel hat Buddha den Menschen das Werkzeug der Meditation bereitgestellt. Aber nicht wie Gott: “Und am 8. Tag erschuf er die Meditation und sah, dass es gut war.” Nein, mit bereitstellen meine ich gezeigt. Denn Buddha ist kein Gott oder ein Heiliger, er ist einfach ein Lehrer und so wie ich es verstanden habe, hat er mal vor vielen Tausend Jahren wirklich gelebt und seinen Schülern alles über das Meditieren beigebracht. Er war sozusagen der Erfinder dieser Religion.

So wie findet man nun dieses unendliche Glück? Indem man tief in sich hinein blickt und seinen Kopf von unnötigem Zeug und besorgten Gedanken befreit. Man muss einfach seine innere Ruhe finden und in sich selbst das Glück suchen. Denn Gegenstände, Liebe und allgemein äußere Einflüsse bringen kein Glück. Sie bringen oftmals mehr Leid, als alles andere. Wahres Glück ist kein Reiz in Form einer Fernsehsendung oder einer Tafel Schokolade, welche man mit den Sinnesorganen aufnehmen kann. Und eigentlich nichts auf der Welt kann stetiges Glück bringen, da nichts beständig und permanent ist. Alles ändert sich, überall zerfallen Atome, immer geht etwas mit der Zeit kaputt oder wird alt und jedes fröhliche Gefühl wird von einem schlechten begleitet, bevor es sich in eins verändert. Sobald man etwas mag, ein Besitztum hat, das einem gefällt, sofort ist man mit Leid konfrontiert. Z. B. kauft man sich ein neues T-Shirt und es gefällt einem, dann ist man traurig, wenn es schmutzig wird, kaputt geht oder es verliert. Und das macht uns nicht glücklich. So ist es mit allen Sachen, auch mit der Liebe oder mit Kindern. Man ist nicht unsterblich, und auch wenn das Kind oder Partner nur Kopfschmerzen hat, macht man sich automatisch Sorgen und ist in diesem Moment nicht glücklich. Also kann man auf diesem Weg die permanente Glückseligkeit nicht finden. Daher hat der Mönch sämtlichen Besitz von sich aufgegeben, ist Abstinent und geht nicht arbeiten. Er brauch nichts anderes als etwas Essen (welches er sich nicht kauft, wie auch, er hat ja kein Geld) und er brauch sich selbst mit vielleicht etwas Ruhe zum Meditieren. Das Essen kriegt er von fremden Leuten auf der Straße, die ihm ein paar Lebensmittel in seine Schale packen. Ja so lebt er seit vier Jahren und er sagt, dass er erst zwei Tage mal kein Essen hatte. Schwer vorzustellen, ebenso, dass er vorher ein ganz normaler Student in Australien war und dann nach dem Sinn des Lebens gesucht hat und ihn im Buddhismus gefunden hat. Klingt ja so weit nicht schlecht, aber warum diese ganzen harten Regeln?
Keine Liebe? – Weil das nur Leiden verursacht.
Kein Alkohol? – Weil es vom Meditieren abhält.
Kein Geld? – Weil er keins hat.
Keine Arbeit? – Weil er dann nicht genug Zeit zum Meditieren hätte und es nur Leid und Aerger bringt.
Warum nur zwei Mal Essen? – Weil die Essensbeschaffung Zeit kostet, welche er lieber in die Meditation investiert.
Warum Mönch? – Weil das der einzige Weg ins Nirvana ist.
Glückseligkeit ist nicht etwas haben oder etwas kriegen, es ist mehr das Loslassen, gehen lassen, bis man nichts mehr hat. Dann gibt es auch nichts mehr, dass einem Leid zufügt und man ist für immer im Nirvana und Nirvana ist nichts.
Ja wo nach klingt das nun? Nach einem seltsamen Menschen, der etwas komisch und verwirrt ist?! Auf keinen Fall. Der Mönch war um die ende 20, sehr gesellig, sehr gesprächig, sehr interessiert, sehr lustig, sehr lebensfroh, sehr sympathisch und einfach, wie ich mit die meisten Australier vorstelle: coole und ausgelassene Typen.
Man muss schon sagen, dass er uns sehr fasziniert und zum Nachdenken angeregt hat und die Religion sehr gut uebermittelte. Man moechte irgendwie mehr erfahren. Aber ich muss auch sagen, dass es etwas feige klingt. Es ist zwar keines Falls Feige alles für sein Ziel aufzugeben und sich, um 180 Grad zu wenden, denn das ist mit das mutigste, was ich bisher für habe. Aber es ist feige alles aufzugeben, um bloß nicht enttäuscht zu werden. Er versteckt sich praktisch im Nichts, er geht keine Bindung ein und lässt keine Emotionen für einen Gegenstand zu und das nur, weil er weiß, dass es nicht für immer positive sein kann. So ist aber nun mal das Leben und davor versteckt er sich in seinem Glauben.
Ich sage nicht, dass sein Glaube falsch ist, ganz im Gegenteil, vieles leuchtet mir ein und ich bin wirklich zu tiefst beeindruckt und denke eigentlich nur noch darüber nach, nur die Extreme kann ich mir nicht ganz erklären. Aber das muss ich auch nicht, da man Glauben nicht erklären kann. Fakt ist nur, dass jeder etwas braucht, woran er festhalten kann. Für die einen ist es Liebe und für andere der Glaube oder die Arbeit oder das Gute im Menschen oder was auch immer. Aber ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch etwas glaubt, anderenfalls kann er nicht überleben. Denn Glauben ist eigentlich immer die Hoffnung auf etwas Gutes. Für manch einen ist es Gott, für den anderen ist es die Glückssocke, für jemand ganz anderen die Medizin und für wiederum andere ist es einfach nur der Glaube an den Glauben. So unterschiedlich die Menschen sind, so unterschiedlich sind auch die Glaubensrichtungen. Atheisten gibt es nur in der Religionsfrage, aber nicht in der Einstellung zum Leben oder zur Lebensweise.
Letztendlich muss man das Fremde oder die anderen nicht verstehen, sondern nur akzeptieren, denn Gleichheit findet man genauso wenig wie Dauerhaftigkeit.

Aber ich merke ich schweife ab und dies soll ja keine gähnend-philosophische Doktorarbeit über den Sinn des Lebens im Zusammenhang mit der Glaubensfrage werden, sondern ein Auslandsbericht über unsere Erfahrungen.
Daher nur kurz, diesmal wirklich kurz, ein Résumé über unsere erste Meditations- und Yogastunde.
Nach der ganzen besprochenen Theorie, über Wiedergeburt (daran glaube ich übrigens auch, aber das erläuter ich in einem anderen Aufsatz), Beständigkeit und das Zeug, widmeten wir uns den nächsten Abend dem praktischen Teil: der Meditation.

Man nehme ein Kissen, eine bequeme Schneidersitzposition ein (meiner Meinung nach ein totaler Widerspruch) und etwas Ruhe und Zeit. Nun schließe man die Augen, versichert sich, dass man gerade sitzt, und fängt an auf die Geräusche zu achten, aber aufpassen: Man soll sich nicht konzentrieren, denn das ist nicht meditieren, man soll nur darauf achten. Keine Ahnung wie das gehen soll, das genauso wenn man sagt: “Ganz normal atmen, keine bewussten Atemzüge tätigen!” und sofort atmet man bewusst. Wie auch immer. Nach der Beobachtung der Geräusche mit den Ohren folgt das Fühlen des Körpers. Stück für Stück soll man fühlen was der Körper gerade macht, aber sich nicht bewegen. Dann folgt der eigentliche Meditationsvorgang. Man soll seinen Atem beobachten. Mann soll fühlen, wie man Luft holt, wann und wie und ganz natürlich ein- und ausatmen.
Dies haben wir für 10 Minuten gemacht und immer wieder wurde uns gesagt, dass wir an nichts denken sollen, sondern nur den Atemvorgang folgen sollen. 10 Minuten lang an nichts denken? Nicht mal ans Atmen, man soll es nur machen. Also ich konnte es nicht. Meine Gedanken waren ständig woanders, aber das legt sich wohl mit der Zeit. Wie alles, muss man auch Meditieren erst mal üben und lernen. Daher kann ich auch nach einmal nicht sagen, wie es ist, ob es was bewirkt oder was man davon genau hat. Also werde ich mal eine persoenliche Langzeitstudie bezueglich der Meditation durchfuehren und vielleicht auf der Suedinsel damit beginnen. Aber ich kann schon sagen, dass es mich mehr entspannt hat und mehr gebracht hat als Yoga, denn Yoga ist nichts anderes als einfach ein paar Dehnübungen mit bewusster Atmung. Interessant es mal ausprobiert zu haben mit einer gewissen Begeisterung und Intensität hat es sicher auch einen Effekt, aber ich denke, dass ich es nicht weiter vertiefen werde, aber vielleicht ändert sich das ja noch. Wir werden sehen.

So das war es dann erst mal, der Exkurs in die Spiritualität wäre damit beendet und auch der Aufenthalt bei der Gastfamilie.
Ich hoffe ich haben nichts Falsches zum Thema Buddhismus gesagt und es nicht falsch verstanden, da es doch ziemlich komplex und umfangreich ist. Für weitere Informationen fragen oder Wikipedia um Rat bitten :)

Dann hören wir uns hoffentlich bald wieder und vielleicht schon mit einem Eindruck vom Meditieren.
Tom und Jane

1 Kommentar:

  1. ich hab endlich mal wieder nen bisschen bei euch gelesen!! :D ich vermisse dich soooo Jane! aber es ist toll zu lesen, wie viel ihr erlebt! ich bin ja schon neidisch xD
    viel spaß bei der wandertur!!

    ich liiiebe dich!
    Lisa

    ps: jason hat mich über silvester nach hawaii eingeladen xD den flug müsste ich bezahlen, die sind kacke teuer & deswegen wird das nüscht..

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