Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
Wir hoffen euch gefällt die Seite und freuen uns über ganz viele Kommentare und Grüße aus der Heimat. Also seid fleißig :)

Donnerstag, 25. November 2010

Harry Butter und die Schweinchenfarm








Es sind nun schon 10 Tage vergangen seit wir New Plymouth verlassen haben und in dieser Zeit haben wir neue Gasteltern bekommen, die uns herzlich in ihren Alltag integrierten.
Nach etlichen neuen Anfragen per E-Mail sagte uns eine Familie aus Manakau zu, welche nur eine Stunde Fahrt nördlich von Wellington entfernt ist. Also machten wir uns auf den Weg und trafen am Nachmittag um 16 Uhr in das Reich von Gary und Emily Williams ein. Gleich am Anfang begrüßte uns ein grunzendes Schwein am Wegesrand und musterte uns neugierig bis zur Tür. Dort klopften wir etwas aufgeregt an und ein älterer Herr mit Krausebart, den er offensichtlich vom Weihnachtsmann geklaut hat, empfing uns freundlich. Im Hintergrund saß seine Frau, mit einer niedlichen Katze auf dem Schoss, und mit zwei Freunden am Tisch und amüsierte sich prächtig im Gespräch. Na das scheint ja eine gesellige Runde zu sein. Sofort wurden wir vorgestellt und standen dann am Tisch und warteten auf eine Einweisung oder ähnliches. Unsere Gasteltern und deren zwei Freunde verließen jedoch das Haus und gingen zu ihren Autos um sich weiter zu unterhalten und sich später zu verabschieden. In der Zeit standen Tom und ich nach wie vor am Tisch wie bestellt und nicht abgeholt. Wir hatten noch immer unsere Jacken an und tauschten verwirrte Blicke aus. Hmm.. und nun? Wie angewurzelt standen wir weiterhin auf unseren Plätzen und untersuchten das Haus mit den Augen. Es sah recht ordentlich und sauber aus, auch wenn vereinzelt einige Staubflusen im Wind tanzten. Es roch angenehm nach frischem Brot und die Einrichtung war relativ alt, aber sehr geschmackvoll. Unzählige Bücher waren in den Wandregalen ungeordnet platziert worden und komplettierten das stilvoll mit Holz verkleidete Ambiente. Wir waren uns beide einig, dass das eine schöne Unterkunft für die nächsten Tage war.
Nach einigen Minuten, in den wir uns intensiv um die Katze kümmerten, kamen unsere Gasteltern auch wieder und uns wurde das Haus mit dem Grundstück gezeigt. Es hatte etwas von einem kleinen Bauernhof mit Streichelzoo, da neben an im Gehege fünf kleine Ferkelchen glücklich umher quiekten und zwischen den Gänsen und Hühnern rumtollten. Nicht unweit davon gab es einen Gemüsegarten und ein Blumenbeet. Wir wussten sofort, dass das Essen hier wieder gut sein musste. Dies wurde dann beim Abendbrot mit frischen Salat (der Blüten enthielt – total komisch, aber schmackhaft) und leckerem Gemüse bestätigt. Auch unser Schlafgemach war gemütlich und wir genossen den Luxus von einem eigenen Badezimmer.

Am nächsten Tag fing dann unsere Arbeit an und diese war nicht verachtenswert, denn wir sollten Heu herstellen. Na klingt ja erstmal nicht anstrengend. Gras mähen, bisschen in der Sonne trocknen lassen und nach zwei Tagen trocken lagern – kein Ding, wo steht der Rasenmäher? Und da war das Problem: Wozu eine laute und umweltunfreundliche Maschine nehmen, wenn man auch eine Sense benutzen kann? Also machte uns Gary mit dem altertümlichen Werkzeug vertraut und zeigte uns eine Fußballfeldgroße Fläche, welche nur darauf wartete bearbeitet zu werden. Es benötigt viel Kraft und Geschick, die Sense kontinuierlich im gleichen Winkel mit der gleichen Geschwindigkeit Millimeterweise durch das kniehohe Gras zu jagen. Nach 5 Minuten hat man dann auch einen ganzen Meter geschafft und fühlt sich, als wäre man einen Marathon gerannt. Doch das war noch nicht alles, denn das Gras lag jetzt leblos aufeinander gestapelt am Rand. Damit daraus jetzt Heu wird, muss es sorgfältig und gleichmäßig in der Sonne mit einer Heugabel verteilt werden. Ebenfalls unsere Aufgabe. So ging Gary wieder zum Haus zurück und ließ uns mit dem Feld alleine. Während Tom also das Gras senste, verteilte ich es zum trocknen. Irgendwann waren dann drei Stunden vorbei, aber das Feld lange noch nicht fertig, dafür aber wir umso mehr. Gary holte uns für eine kleine Teepause ab und lobte unsere Arbeit.

Im Gespräch erfuhren wir dann, dass er ein Umweltingenieur ist und viel Wert auf biologisches Essen und nachhaltige Energieversorgung legt, weshalb das ganze Haus auch nach Norden zur Sonne ausgerichtet ist. Zudem findet man viele Solarplatten, Wärmepumpen und sogar eine kleine Windkraftanlage auf dem Grundstück. Trinkwasser kommt aus der eigenen Gebirgsquelle und Waschwasser aus der Regenrinne, das Korn für das selbst gemachte Brot ist vom eigenen Feld und die Eier liefern die eigenen Hühner und Gänse. Auch der Honig wird von den eigenen Bienen produziert. Die Butter und Milch stammt von einer Farm von ein paar Freunden, sowie das Fleisch. Es ist also alles zu 100% Bio, weshalb es auch keinen Mülleimer, sondern Schweine und einen Komposthaufen gibt. Man kann also sagen, dass wir wie im 21. Jahrhundert leben, aber wie im 19. Jahrhundert arbeiten ohne zeitsparende Maschinen und unökologischen Supermärkten.
Aber es macht Spaß und wir lernen sehr viel über gesundes Essen und wie man einen Garten anlegt und pflegt, somit beschlossen wir hier wieder um die zwei Wochen zu bleiben, bevor es weiter in die Hauptstadt geht.

In der Zeit bauten wir u. a. einen Erdofen aus Lehm bei einem Freund von Gary und weihten diesen zwei Tage später bei einer Geburtstagsparty ein. Es kamen um die 50 Gäste, die alle den Gastgeber persönlich kannten und feierten fröhlich im Garten mit der eigenen Band und viel Pizza aus dem Ofen und unter ihnen standen wir zwei Deutschen, die sich etwas fehl am Platz fühlten. Gebackene Bohnen mit Soße wurden auf die Pizzen gepackt und auf der eigenen Bühne standen Frauen, die ein Hautfarbenes Ganzkörperkondom trugen, welches mit Zeitung ausgestopft war. Irgendwie seltsam diese Kiwis, aber sehr freundlich und offen, weshalb wir eigentlich keinerlei Probleme hatten Kontakte zu knüpfen.

Zwei Tage später stand Toms 20igster Geburtstag vor der Tür und zur Feier des Tages mussten wir nicht arbeiten, da wir schon an einigen Tagen davor die Stunden für den Geburtstag abgearbeitet hatten. Wir beschlossen die Festlichkeit im Örtchen Levin und am Strand zu feiern. So gab es erst „Horky Porky“, die berühmteste Eissorte in Neuseeland welche kleine Karamellstückchen beinhaltet, und anschließend einen werbelosen Kinobesuch (welch Luxus, der Film fängt sofort an, aber dafür gibt es kein Popcorn), um Harry Potter bei seiner Suche nach den Heiligtümern des Todes zu unterstützen. Dann ging es mitsamt einer Bananencremetorte zum menschenleeren Strand, wo wir uns die Torte mit Joggen erst verdienen mussten. Abgerundet wurde der Tag mit unserem ersten Badespaß in der kühlen Tasmanischen See bei einem Wolkenklaren Blick Richtung Westen, wo man am Horizont mit viel Fantasie Australien erahnen konnte. Hier am weit gezogenen Sandstrand genossen wir die Nachmittagssonne und das Rauschen der schimmernden Wellen und ließen den freien Tag ausklingen.

Der nächste Tag begann wieder mit Arbeit und wir mussten das geschnittene Heu drehen, damit auch die andere Seite trocknen kann. Dann kamen zwei Freunde von Gary zu Besuch, u. a. der bei dem wir den Geburtstag mit dem Erdofen gefeiert hatten und brachte Kuchen mit, da Gary, Tom und er im kurzen Abstand Geburtstag hatten und der des anderen Freundes kurz bevor stand. So wurde ein „Happy Birthday to us“ angestimmt und gemeinsam die Kerze ausgepustet, da es ja bekanntlich Tradition in Deutschland ist. In Neuseeland wird hingegen das Anschneiden des Kuchens vom Geburtstagkind besonders gewürdigt und mit Applaus begleitet, also schneideten alle vier Männer den Bananenkuchen (ja welch Abwechslung) an und dazu gab es kleines Zimtgebäck und Butter. Die Butter steht eigentlich bei jeder Mahlzeit mit auf dem Tisch, vor allem aber beim Morning Tea (nichts anderes als Kaffee und Kuchen in Deutschland, nur nicht am Nachmittag sondern am Vormittag und ohne Kaffee, dafür aber mit Tee – allgemein trinken die Neuseeländer so gut wie keinen Kaffee und eigentlich nur Tee, also recht britisch), da alle Törtchen, Muffins und Kekse erst halbiert werden und dann jede Hälfte mit reichlich Butter eingeschmiert wird, damit sich das Verspeisen auch wirklich lohnt. Sogar wenn man irgendwo fertiges Gebäck kauft, gibt es meistens eine kleine Packung Butter dazu.
Nach der kurzen Butterpause ging es wieder an die Arbeit und nach wenigen Stunden war der letzte Handgriff in dieser Gastfamilie getan, da am nächsten Tag schon die Nächste auf uns in Wellington wartet und wir den halben Dezember dort verbringen werden, um noch mal genügend Geld für den einmonatigen Trip auf der Südinsel zu sparen, damit wir uns ein schönes Festmahl zu Weihnachten leisten können. Jedoch will die Weihnachtsstimmung nicht recht aufkommen, auch wenn schon Weihnachtslieder im Radio auf und ab gespielt werden, überall besondere Weihnachtsangebote in den mit Christkugeln beschmückten Schaufenstern hängen und Tannenbäume an jeder Ecke verkauft werden. Doch die 24°C im Schatten, die immer länger werdenden Tage und der nicht vorhandene Weihnachtseinkaufsstress ersticken jegliche Weihnachtsstimmung im Keim. So sehe ich uns schon mit einem Einweggrill am Strand sitzen und Ananasscheiben brutzeln. Auch der bereits gekaufte Adventskalender lässt keine feierliche Stimmung aufkommen. Aber noch ist ja ein Monat Zeit und vielleicht ändert sich das ja bis dahin.

Wir sind gespannt, ihr hoffentlich auch.
Bis bald, Tom und Jane

1 Kommentar:

  1. ich verfolge euren blog immer sehr gespannt und freue mich vor allem über die tollen fotos.
    nachträglich natürlich dem alten mann tom alles gut - jetzt ist es also vorbei mit dem teenie-sein :-)
    viel spaß euch beiden noch und lieber grüße aus dem verschneiten berlin!
    anne (phils mum)

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