Auf und davon nach Neuseeland

Herzlich Willkommen auf dem Blog von Tom und Jane :)
Hier habt ihr die Möglichkeit uns bei der Reise durch die Welt in das jüngste Land zu begleiten und unsere Erfahrungen zu teilen. Es werden aktuelle Ereignisse, Eindrücke und natürlich auch Fotos veröffentlicht um euer Fernweh zu steigern.
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Samstag, 5. Februar 2011

Queenstown – Adrenalintown



Auf dem Weg von Wanaka nach Queenstown passierten wir schöne Bergseen und eine atemberaubende Berglandschaft, die sich nur gelegentlich zeigte.
Nun ging es von der menschenleeren und einsamen Westcoast in die Zivilisation zurück, und was für eine. Queenstown ist wohl die Adrenalinhauptstadt der Welt. Das liegt nicht nur daran, dass hier der Bungeesprung erfunden wurde, sondern auch an den Unmengen von Freizeit- und Outdooraktivitäten, die hier angeboten werden.
- Fallschirmspringen
- Helicopterfliegen
- Gleitfliegen
- Kunstfliegen
- Jetbootfahren
- Skifahren
- Riverrafting
- Höhlenwanderungen
Und viele andere Aktivitäten, um Nervenkitzel pur zu erleben. Schon allein auf dem Weg in die Stadt kamen wir an einer Brücke vorbei, wo der erste kommerzielle Bungeesprung ausgeführt wurde. Wir gesellten uns in die staunende Menge und beobachteten mehrere Menschen, wie sie todesmutig mit einem lauten Schrei in die Tiefe stürzten. Manche tauchten sogar komplett in den eiskalten Fluss ein. Sofort kam uns der spontane Gedanke auch gleich zu springen, da wir es eh in Queenstown vorhatten, doch irgendwie war uns noch nicht danach. Also schnell zurück ins Auto und weiter ins Zentrum.
Erstaunlicherweise hat der Regen etwas nachgelassen, aber die Wolken waren immer noch präsent. Den ersten Tag, bzw. Was noch davon übrig war, nutzten wir, um uns in der Stadt etwas zu orientieren. Dabei verliebten wir uns in das quirlige Städtchen. Viele junge Menschen, mehrere tolle Einkaufsstraßen, umgeben von mehr oder weniger alten Gebäuden und das unglaubliche Bergpanorama mit dem großen See, machte uns die Gegend hier sehr schmackhaft. Hinzu kam, dass wir einen Freund aus Deutschland kannten, der zur gleichen Zeit nach Neuseeland kam wie wir und hier seit zwei Monaten in einem Restaurant arbeitete und hier eine kleine Wohnung besaß. Somit war klar, dass wir mindestens drei Tage bis Silvester hier bleiben würden.
In einem Internetcafé wollten wir Andreas, der deutsche Freund, kontaktieren. Dabei fielen uns viele Broschüren und Prospekte zu den Bungeejumpmöglichkeiten auf und wir stöberten etwas herum. Ein Typ vom Schalter bemerkte das und war sofort zur Stelle, um uns zu beraten. Zunächst schien er uns ganz normal, doch im Laufe des Gesprächs ist uns immer mehr aufgefallen, dass es ein total verrückter und aufgedrehter Typ war. Mit Setzen wie: „Woha that’s absolute scary shit!“ oder „Two crazy guys from Germany? I love it!“ schien er Queenstown sehr gut zu repräsentieren. Als er uns die drei Bungeejump Varianten vorgestellt hat, erwähnte er eigentlich in jedem Satz mindestens einmal: „That’s pretty amazing!“, weil er jeden Einzelnen ausprobiert hat und nicht aufhören konnte davon zu schwärmen. Er war richtig in seinem Element und wollte uns zum Nevis Jump überreden. Wahrscheinlich, weil dieser mit $260 ($10 mehr als ein Fallschirmsprung) der teuerste ist, aber auch der höchste. 134 Meter in 8 Sekunden freien Fall, das ist total krank! Für mich kam das überhaupt nicht infrage, schon gar nicht, weil es so teuer war. Aber Tom fand den Sprung schon sehr reizvoll und wollte diesen eigentlich auch buchen, doch dann erwähnte der Typ, dass beim The Ledge, man drei Sprünge zum Preis von einem haben konnte und da war für uns beide die Wahl schon getroffen. Mit 47 Metern ist der Sprung zwar nicht annähernd so hoch, wie der Nevis, aber bei drei Sprüngen kann man das Gefühl sicher viel intensiver wahrnehmen. Also für den nächsten Tag gebucht und dann gingen wir nervös ins Bett.

Der Nervenkitzeltag war sonnig und warm und weit und breit gab es keine einzige Wolke, somit war das 6-Tageregenwetter endlich vorbei. Mit einer Godel fuhren wir einen Berg hinauf, wo die Bungeekapsel lokalisiert war. Von hier oben konnte man die gesamte Stadt und die dazu gehörige Umgebung wunderbar überblicken und genießen. Das Wetter spielte zum Glück mit und so hatten wir einen klaren Tag, um unsere Grenzen auszutesten. Als wir in der Gondel saßen und wir diese Sprengkapsel erblickten, blieb mein Herz für einen Augenblick stehen. Seit dem ersten Tag in Neuseeland, als Tom beschlossen hat einen Bungeesprung zu machen, habe ich immer gesagt. „Nein Bungee mache ich nicht, davor habe ich zu viel Angst.“ Dann besuchten wir die Aucklandbridge mit der Bungeekapsel und sahen einigen beim Sprung zu und ich freundete mich etwas mehr mit dem Gedanken an und habe für mich beschlossen: „Okay, aber nur wenn Wasser unter meinen Füßen ist, sodass ich noch eine kleine Überlebenschance habe, sollte das Seil reißen.“ Und dann stand ich auf einem Plateau, weit über der Stadt, in einem Wald mit hartem Boden, der so nah und beängstigend vorkam, dass ich am liebsten wieder umkehren wollte. Ich war so voller Angst und aufgeregt, dass ich keinen klaren Gedanken fassen konnte und nur wirres Zeug geredet habe. Tom war natürlich wie immer ganz cool und schon total genervt von dem zittrigen Nervenbündel neben ihm. Wir genossen, bzw. Ich versuchte die tolle Aussicht zu genießen, doch irgendwie gelang es mir nicht. Bis dato war ich noch nie von so einer Angst geprägt gewesen. Vor dem Fallschirmsprung war ich nicht mal annähernd so aufgeregt. Das liegt wohl einerseits daran, dass ein Fallschirmlehrer dabei war und mir ein Gefühl von Sicherheit gegeben hat und andererseits, weil es so hoch war, dass man den Boden nicht sehen konnte und ich so keine Angst vor einem Aufprall hatte. Doch beim Bungee ist alles anders.
Tom war der mutigere von uns beiden, also durfte er auch zu erst springen. Während man ihm den Gurt und alles umschnallte, positionierte ich mich auf einer Aussichtsplattform und fotografierte ihn beim Sprung. Das besondere an diesem Bungee war, dass man hier nicht an den Beinen angeschnallt wurde, sondern am Becken. Das ermöglichte einem verschiedene Arten von Sprüngen und einfach mehr Freiheit. Beim Ersten nahm Tom Anlauf und tauchte mit dem Kopf und den Händen voraus in die Tiefe und gab einen lauten Schrei von sich. Nahtlos sprang er ein zweites Mal, doch diesmal stand er mit dem Rücken an der Kante und lehnte sich nach hinten, während ein Mitarbeiter ihn festhielt. Plötzlich lies er los und Tom fiel erneut in die Tiefe. Beim dritten Sprung machte Tom einige Saltos, sah sehr cool aus und er kam mir mit einem großen Grinsen entgegen.
Und dann war ich an der Reihe. Total geflasht von Toms Sprüngen und zittrig, wurde alles umgeschnallt und der Typ versuchte mich irgendwie mit lustigen Gesprächen zu lockern, doch irgendwie funktionierte es nicht. Dann hieß es dem Tod ins Auge zu blicken und er führte mich an die Kante heran, um mir den Abgrund zu zeigen. Jetzt noch ein total fröhliches Grinsen in die Kamera und dann kann es losgehen. Auch ich sprang zuerst mit dem Kopf voraus und nahm dabei Anlauf. Alles, was mir dabei in meinem Kopf vorging, war der wiederholende Satz: „Nicht anhalten! Nicht anhalten!“ und so rannte ich, ohne zu stoppen, und stürzte mich ins Nichts. Das ist ja so unglaublich, ich habe nur geschrien und die Umgebung total ausgeblendet. Als es dann vorbei war, schwing ich noch etwas hin und her und wurde dann rettend hoch gezogen. WOW. War das Einzige, was mir einfiel, als man mich frage, wie es war. „Und noch mal?“ „Ja, aber erst mal eine kurze Pause.“ „Pause? So was gibt es hier nicht, gleich oder gar nicht.“ „Ach verdammt, okay noch mal.“ Ich wollte noch mal genauso springen, doch dann sagte mir der Typ, dass es eine Regel gibt und die besagt, dass man nicht den gleichen Sprung noch mal machen darf, also muss was anderes her. Wie wäre es mit Anlauf und dann drehen, um ruckwärts zu fallen? Joa klingt gut, also hopp. Wer denkt, dass es beim zweiten Mal einfacher ist, der täuscht. Es ist genauso schlimm. Denn auch hier muss man sich erst mal überwinden über diese Schwelle zu treten, wo dann einfach gar nichts mehr kommt. Und wieder drückt es einem die Eingeweide zusammen und man schreit so laut man kann. Doch diesmal konnte ich die Aussicht genießen. Nicht direkt beim Sprung, aber danach, als ich auf das Hochziehen gewartet habe. Und wieder die Frage: „Noch mal?“ Diesmal ganz überzeugend: „Ja klar!“ und dann haben sich die Typen gedacht, dass es nett wäre, mich rauszuwerfen. Total unter Adrenalin und zittrig willigte ich ein, ohne wirklich zu wissen, was die vorhatten. Dann nahmen mich zwei Mitarbeiter und warfen mich raus. Als ich dann wieder hochgezogen wurde und mir bewusst wurde, dass es das letzte Mal war, war ich total erleichtert, aber auch total stolz auf mich, dass ich meine Grenze überwunden habe. So können Tom und ich mit Stolz behaupten: „We did it!“

Am darauf folgenden Tag war Kontrastprogramm angesagt. Nach dem Tiefenrausch ging es nun zum Höhenrausch. Die Strecke, die wir am Vortag noch gemütlich mit der Gondel hochgefahren sind, wurde nun gewandert. Eine Stunde lang bergauf und wir erreichten denselben Punkt wie den Tag davor. Wieder bei schönem Wetter und mit schöner Aussicht. Doch diesmal sollte es noch ein Stück weiter gehen. Wir nahmen uns den Ben Lomond vor. Dieser 1750m hohe Berg war unser Tagesziel. Etwas gerädert vom Vortag (Jaa Bungeejumping ist anstrengend und Muskelkater hat man danach auch wie sau, eigentlich perfekt um abzunehmen. Damit wäre die Bungeejumpdiät und Trainingseinheit auch erfunden) quälten wir uns die erste Passage hoch, als wir den Gipfel erblickten, hatten wir beiden den gleichen Gedanken: „Nee, da geh ich nicht hoch!“ und so einigten wir uns keinen Gewaltmarsch zu machen, sondern ganz gemütlich etwas rumzuwandern und ein bisschen in die Richtung zu spazieren. Aus den gemütlichen Vorsätzen wurde jedoch nichts, als wir ein Schild erreichten, wo es hieß, dass es bis zum Sattel nur eine Stunde ist und bis zum Gipfel nur zwei. Sofort packte uns der Ehrgeiz, wobei dieser bei Tom mehr Wirkung zeigte, und eh wir uns versahen änderte sich der ruhige Spaziergang zum Tagesmarsch.
Wir liefen durch grasige Hügellandschaften an einem schmalen Pass entlang und erreichten in relativ kurzer Zeit den Sattel. Schnaufend, keuchend und auch etwas fluchend, warum wir den Mist hier eigentlich machen, krochen wir (damit mein ich hauptsächlich natürlich mich) den Sattel hoch. Wir traten über die Schwelle und erblickten die verschollene Berglandschaft. Schneebedeckte Gipfel reihten sich neben- und hintereinander, einer schöner und größer als der Andere. Vereinzelte Schafswolken durchquerten unseren Blick und komplettierten den wundervollen Augenblick. Wer hätte gedacht, dass wir diese Berge noch sehen, nachdem sie 6 Tage lange von Regen und Dunst verdeckt waren und wir sie gar nicht wahrgenommen haben. Umso mehr genossen wir diese Sicht und saugten die Berge förmlich in unser Gedächtnis. Gestärkt durch die kurze Verschnaufpause und motiviert durch die Sicht, widmeten wir uns nun der Gipfeletappe. Auch wenn die Beine immer schwerer wurden und die Füße schmerzten, erreichten wir nach einer quälenden Stunde Brutalem bergauf die Spitze. Und wir standen da und machten gar nichts, außer staunen. Wer hätte gedacht, dass in dieser aktiven Stadt doch ein Plätzchen Einsamkeit und friedvolle Stille zu finden ist. Wie gewohnt legten wir am Gipfelkreuz eine Pause ein und aßen unsere Brote mit unbezahlbarem Ausblick. Jetzt schnell noch runter und so lagen 1500 Höhenmeter hinter uns. Total kaputt und fertig ging es dann ins ersehnte Bett.

Der Morgen des 31. Dezembers begann viel zu früh, aber dafür mit schönem Wetter. Der Grund unseres frühen Erwachens war der anstehende Besuch einer Werkstatt. Auf dem Weg von Westport nach Queenstown runter wurden wir immer wieder von einem quietschenden Geräusch der Bremsen verfolgt. Beim Nachfragen bei einem Fachkundigem, wurde uns mitgeteilt, dass die Bremsbelege wohl runter sind und dringend erneuert werden müssten. Also ging es zum Werkstatttermin. Der Mechaniker nahm Wolfgang gründlich unter die Lupe und in die Zwischenzeit rechneten wir uns schon die Kosten aus. Jedoch wurden wir früh unterbrochen, da der Mechaniker mit einem Grinsen wiederkam und uns mitteilte, dass die Bremsbeläge brandneu sind, jedoch die Bremsscheibe schon etwas älter und dies verursache das Quietschen. Allerdings sei es nicht notwendig diese zu erneuern. Erleichtert über diese Information und $50 ärmer (keine Ahnung, was er alles für die 5 Minuten reingucken berechnet hat) konnten wir uns nun auf das neue Jahr vorbereiten.

Wir fuhren zur Wohnung von Andreas, wo er und sein Freund Alex schon auf uns warteten. Gemeinsam gingen wir einkaufen und dann zum nächsten öffentlichen Grillplatz, die es hier praktisch überall in Neuseeland gibt. Ausgestattet mit Feuerzeug und Bratwurst grillten wir unser Letztes Mittag im Jahr 2010.
Am Abend ging es dann in die Stadt, wo zwei große Bühnen aufgebaut wurden. Hunderte Menschen, darunter sehr viele Backpacker, haben sich versammelt, um zusammen das neue Jahr zu begrüßen. Wir gesellten uns zu vielen anderen an den Strand und kamen mit einer Gruppe von Amerikanern aus Texas ins Gespräch. Nach einem riesigen und wunderschönen Feuerwerk über dem See sind Tom und ich schnell zur nächsten Telefonzelle gegangen und haben die Liebsten daheim beim Mittagessen angerufen und alles Gute zum neuen Jahr gewünscht. Als wir wieder kamen, war die Feier auch schon zu Ende. Die Musik wurde ausgestellt, die Bühnen wurden abgebaut und die Menschen sind zurück in ihre Unterkünfte gegangen und es war noch nicht mal um 1 Uhr. Also haben wir noch schnell einen etwas betrunkenen Freund nach Hause gebracht und dann war die Silvesternacht auch schon vorbei.

Wie es weiter ging, erfahrt ihr bald.
Grüße von den Adrenalinjunkies.

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